Huris

[260] Huris (Islam), die wunderschönen, ewig jungfräulichen Wesen, welche zum Lohn der frommen Muselmänner im Paradiese ihrer harren. Ein Engel von himmlischer Schönheit wird sich den Gläubigen nahen und ihnen die köstlichsten Früchte zur Erquickung bieten; so wie sie dieselben öffnen, wird aus jeder ein Mädchen sich erheben, das mit allen Reizen so verschwenderisch geschmückt ist, dass kein Dichter mit der lebendigsten Phantasie im Stande ist, sie zu beschreiben. Nach dem Koran sind im Paradies viererlei Huris: weisse, gelbe, grüne und rothe; sie sind aus Moschus, Ambra und Myrrhenduft zusammengesetzt; auf ihrer Stirne strahlt in goldenen Lettern eine Einladung zur Freude au die Gläubigen; sie ruhen unter Zelten mit Perlendächern, in deren jedem siebenzig Ruhestätten sind; auf einer jeden liegen siebenzig Matratzen, und jede Matratze ist von siebenzig Sklavinnen umringt, deren jede noch eine Gehülfin hat; diese alle sind bestimmt, die reizenden H. zu kleiden und zu schmücken, welche, züchtig verhüllt in siebenzig Musselin-Gewänder, doch so duftig und durchsichtig sind, dass man sie bis in das Mark ihrer Gebeine durchschauen kann. Tausend Jahre ruhen die Muselmänner in den Armen dieser holden Kinder, und nach dieser Zeit werden sie eben so frisch und reizend sein, wie vor dem ersten Kuss.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 260.
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