Lemniaden

[312] Lemniaden (Gr. M.), die Frauen der Insel Lemnos. Sie hatten lange Zeit unterlassen, der Venus Opfer zu bringen, wesshalb die Göttin sie dadurch strafte, dass sie einen übeln Geruch bekamen, was Veranlassung ward, dass ihre Gatten sich von ihnen trennten, und Mädchen aus Thracien holten. Eifersucht trieb die Frauen an, die Männer alle zu ermorden; hierauf wählten sie Hypsipyle, die Tochter des Thoas, zur Königin, unter deren Regierung sie eine Art von Amazonenstaat bildeten. In dieser Verfassung fanden die Argonauten jene Insel, verweilten ein Jahr lang, verbanden sich mit diesen Weibern, und hinterliessen ihnen Kinder. Hypsipyle ward kurze Zeit darauf einer Uebertretung des Gebots, alle Männer des Landes zu tödten, überwiesen: sie hatte ihren Vater Thoas zu retten gesucht; dieser ward nun ermordet, und die Tochter für ihr Mitleid an Seeräuber verkauft, wodurch sie als Amme in den Dienst des arcadischen Königs Lycurgus kam, zu der Zeit, da die sieben Helden gegen Theben zogen. So ward sie, indem sie ihnen eine Quelle zeigte, Veranlassung zu dem Tode ihres Pfleglings Archemorus, den in ihrer Abwesenheit eine Schlange stach.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 312.
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