[346] Nerthus (German. M.). Tacitus in seiner Germania sagt von einer Gottheit, deren Name nach den jetzt verbesserten Texten N., nicht, wie man sonst gemeinhin annahm, Hertha hiess, Folgendes: »Von den Angeln und einigen andern Stämmen ist nichts Denkwürdiges zu melden, als dass sie insgemein die N., d.i. die Mutter Erde, verehren, und von ihr glauben, dass sie in die menschlichen Dinge eingreife und die Völker besuche. Es steht auf einer Insel im Ocean ein heiliger Hain, und in ihm befindet sich ein geweihter Wagen, mit einem Teppich bedeckt, den nur Ein Priester berühren darf. Dieser nimmt wahr, wenn die Göttin in's Heiligthum eintritt, und begleitet sie andachtsvoll, wenn sie von Kühen gezogen ausfährt. Freudevoll sind dann die Tage, und festlich schmückt sich jeder Ort, den sie ihrer Ankunft und ihres gastlichen Besuches würdigt. Niemand beginnt Krieg oder ergreift die Waffen, bis derselbe Priester die vom Umgang mit den Sterblichen gesättigte Göttin in ihren Tempel zurückführt. Alsdann wird der Wagen und die Gewänder, und (das glaube, wer's vermag!) die Gottheit selbst, in einem verborgenen See gewaschen. Sklaven verrichten dabei den Dienst, die sogleich derselbe See verschlingt. Daher ein geheimes Grauen und eine heilige Unwissenheit, was es sei, das nur die erblicken, die dem Tode geweiht sind.« Man glaubt allgemein, dass diese Göttin Eins sei mit der nordischen ⇒ Jörd.