[356] Nymphen, (Gr. u. röm. M.), der allgemeine Name für alle halbgöttlichen Wesen weiblichen Geschlechts; sie sind untergeordnete Glieder im Götterstaate und werden in der Ilias mit in die Versammlung der Götter auf dem Olymp berufen. Sie theilen sich in zwei Hauptclassen, entweder personificiren sie die einzelnen Kräfte der Natur, oder sie gehören der mythischen Geschichte an und repräsentiren griechische Stämme und Staaten, wie z.B. die Nymphe Cyrene. Die erstere Classe theilt sich wieder in zwei Unterarten:
1) N. des Feuchten, der Quellen, Bäche, Flüsse, Seen, Najaden;
2) N. des Trockenen, der Gebirge und Wälder, Oreaden, Dryaden. Sie sind immer jung und schön, aber nicht unsterblich, sondern theils von dem Quell, dem Baum u.s.w., den sie bewohnen, so abhängig, dass sie mit ihm entstehen und vergehen, theils vom Schicksal auf ein, wiewohl sehr entferntes, doch bestimmtes Lebensziel angewiesen. Hesiod sagt: neun Menschenalter überlebt die Krähe, vier Krähenalter der Hirsch, drei Hirschalter der Rabe, neun Rabenalter der Phönix, und zehn Phönixalter die N. Es wurden ihnen an verschiedenen Orten Tempel gebaut, und viele Sterbliche rühmten sich des Glückes ihrer Liebe. Es ist sehr begreiflich, dass die N. als Personificationen jeder Naturschönheit zu den anmuthigsten Kunstdarstellungen Veranlassung gaben. Wir geben zwei derselben in Nachbildungen wieder: die erste zeigt die Statue einer Nymphe, gefunden in Präneste; die andere, nach einem Basrelief, drei halbnackte Nymphen, welche Muscheln halten, an den Seiten die Dioscuren; unten ruht ein Flussgott mit einem Ruder.