Ononhouarori

[360] Ononhouarori (M. der nordamericanischen Völker), das Fest der Thorheit, das ganz unserm Carneval, oder den Saturnalien gleicht, mit dem Unterschiede, welchen die Culturstufe der Völker mit sich bringt. Im letzten Dritttheil des Monats Februar wird mit grosser Feierlichkeit der Beginn dieses Festes verkündet; kaum ist diess geschehen, so beginnt ein tolles Treiben in jedem Dorf: die meisten Bewohner laufen aus ihren Häusern, auf jede mögliche Weise unkenntlich gemacht, durch Färbung des Körpers, durch bunte Lappen und Federn, hauptsächlich aber durch ordentliche Masken von Baumrinde, oder durch ein Stück Fell, in welches Löcher für Mund, Nase und Augen eingeschnitten sind. Die so Verlarvten gehen nun von Haus zu Haus, zu Freund und Feind, machen die närrischsten, oft sich und Andern sehr schädlichen Streiche und treiben dieses Wesen drei bis vier Tage lang. Oft lassen sie rathen, was ihnen geträumt hat, und dieses muss bildlich oder im Ernst ausgeführt werden; oft lassen sie sich eine Menge ihnen nützlicher, dem Andern unentbehrlicher Dinge schenken; oft zerschlagen und verderben sie Alles, was ihnen in den Wurf kommt; eigentliche Possen treiben sie in Menge, sie begiessen einander mit Wasser, mit Farben, bestreuen oder bewerfen einander mit glühender Asche, mit heissem Sand, und da sie in alle Hütten dringen, ist es beinahe unmöglich, ihnen zu entgehen. Wenn das Fest vorüber ist, wird jedoch alles Geschenkte oder Abgedrungene wieder im besten Zustande zurückgegeben, und man bemüht sich, den Schaden, welchen man verursacht, auf alle mögliche Weise wieder gut zu machen.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 360.
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