Pygmalion

[395] Pygmalion (Gr. M.),

1) König von Tyrus, Bruder der Dido, Königin von Carthago, und der Anna. Dido war mit Sichäus vermählt; als dieser starb, gelüstete den Bruder nach dessen unermesslichen Schätzen, und er wünschte Dido in seine Gewalt zu bekommen, welche sich ihm jedoch, seine Absicht ahnend, durch List entzog, sich nach Africa wandte und dort ein neues Reich stiftete, welches bald zu ungewöhnlichem Glänze und grosser Kraft heranwuchs. Als Aeneas die unglückliche Königin verlassen hatte, gab sie sich selbst den Tod, Anna floh nach Melita (Malta) zu König Battus; da trat ihr Bruder P., welcher seinen Grimm wegen des ihm entzogenen Schatzes noch nicht vergessen hatte, von Neuem auf, drohete den Battus mit Krieg zu überziehen, und die arme Anna musste von Neuem aus dem kaum gewonnenen Asyl nach Italien fliehen, woselbst sie den Tod fand.

2) P., ein cyprischer König und berühmter Bildner in Elfenbein. Einst hatte er ein so wunderschönes Mädchen geformt, dass er in der heissesten Liebe zu seiner eigenen Schöpfung entbrannte, an seiner Brust das kalte Bild erwarmen liess, die schönen Lippen küsste, hoffend, sie würden seine Glut zurückgeben, bis Venus aus Mitleid mit dem Schwärmer die reizenden Formen belebte.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 395.
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