Rolf

[401] Rolf (Nord. M.), einer der berühmtesten Könige Dänemarks; er hatte den Beinamen Kraki angenommen, wozu folgender Vorfall ihn bewog. Ein armer Jüngling Vöggur kam in des Königs Palast, sah ihn lange an und sagte endlich auf des Königs Frage, warum er ihn so betrachte, er habe gehört, dass R. der grösste Mann in ganz Nordland sei, und nun sässe ein Kraki (Knäblein, winziger Wicht) auf dem Thron. R. sagte darauf: du hast mir einen Namen gegeben, so gib mir nun auch das Geschenk (welches einen gegebenen Namen stets begleitete). Vöggur erwiderte, dass er nichts habe; gut, sagte der Herrscher, so will ich, der ich habe, ein Geschenk geben, und er reichte ihm einen Goldring, worüber Vöggur freudig ausrief: Herr, ich will dich einst rächen, so dir Jemand frevelnd naht! Des Königs Antwort hierauf: »über eine Kleinigkeit wird Vöggur froh,« ward sprüchwörtlich. Berühmt waren R. Kraki's Heere, und unter diesen besonders seine zwölf Berserker (nach Andern eilf, indem er selbst der zwölfte gewesen). Diese sandte er einst seinem Stiefvater, dem König Adils von Schweden, zu Hülfe gegen Ali, König von Norwegen, und verschaffte dem Erstern den Sieg gegen diesen; doch wollte Adils nun weder den Berserkern, noch dem König R. die versprochene Belohnung für den Beistand geben. Da zog R. selbst mit seinen Berserkern an Adils Hof, und erinnerte den König an sein Wort. Dieser lud die Gäste zu einem freundschaftlichen Mahle in der grössten Halle des Schlosses, in deren Mitte er ein ungeheures Feuer anzünden liess, wobei er den König und die Berserker daran erinnerte,[401] dass sie geschworen, nie vor Feuer und Wasser zu fliehen. Das Feuer ward so vergrössert, dass es endlich R.s Kleider ergriff; da erhob er sich, warf seinen Schild hinein, schritt mit den Begleitern durch die Flammen und sprach: »wahrlich, der fürchtet nicht das Feuer, der selbst hineinrennt.« Darauf warf er die Knechte, welche dasselbe angeschürt hatten, hinein, und forderte nun alles Ernstes seinen Lohn, erhielt auch den Ring Swiagris und ein mächtiges Horn voll Gold, worauf er sich entfernte; aber der König sammelte schnell seine Mannen und eilte dem Sieger nach; dieser streute nun auf der Fyriswallsheide Goldstücke aus, wodurch, indem sie sie sammelten, die Verfolger aufgehalten wurden, und als Adils sich R. nahete, warf Letzterer ihm auch den kostbaren Goldring hin. Adils stieg vom Pferde, um den Ring aufzuheben, da gab R. ihm eine schimpfliche Wunde über das Hintertheil und rief: »gebogen wie ein Schwein habe ich den reichsten Mann in Schweden«; dann nahm er selbst den Ring auf, und während der König von den Seinen verbunden ward, erreichte R. mit seinen Schätzen und seiner Mutter die Schiffe, auf denen er nach Dänemark zurückkehrte Davon hiess das Gold Fyriswalls Saat oder Krakis Saat.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 401-402.
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