Ulysses

Fig. 287: Ulysses
Fig. 287: Ulysses

[440] Ulysses, griechisch Odysseus (Gr. M.), König von Ithaca, Sohn des Laërtes und der Anticlea, Tochter des Autolycus. Nach späterer Sage war seine Mutter von Sisyphus schwanger, als sie an Laërtes verheirathet wurde. Er ist vermählt mit Penelope und Vater des Telemachus, und verlässt, während sein Sohn noch ein zartes Kind ist, sein Haus, um mit 12 Schiffen gegen Troja zu ziehen. Homer schildert ihn durchaus nur als bewunderungswürdigen Helden, als vielgewandten, erfindungsreichen Mann, an Verstand und Beredtsamkeit vor allen Sterblichen ausgezeichnet und den Göttern vergleichbar, besonders aber als kühn ausharrenden Dulder. Erst die spätere Sage machte ihn zum ränkevollen Bösewicht, vornehmlich dem Palamedes gegenüber. Nachdem er Troja mit zerstört, ward er durch den Zorn des Neptun auf allen Meeren umhergeschleudert. Neptun zürnte ihm darum so schwer, weil U. dieses Gottes Sohn, den Cyclopen Polyphemus, geblendet hatte. Das Zusammentreffen des U. mit Polyphem bildet eine halb komische, halb grauenhafte Episode in Homers Odyssee. Cyclopen. Polyphem war der Sohn Neptuns und der Nymphe Thoosa. U. kam mit 12 Gefährten in seine Höhle, die der Riese durch einen ungeheuren Felsblock verrammelte, so dass die Fremden nicht mehr entrinnen konnten. So verzehrte Polyphem nach und nach 6 Gefährten des U., indem er den Helden wiederholt versicherte, dass er ihn, als den leckersten Bissen, bis zuletzt aufspare. Um sich zu retten, machte U. das Ungeheuer mit dem Weine trunken, den er mit sich gebracht, brannte ihm dann mit einem glühenden Baumstamm, dem Stabe des Riesen, sein Auge aus, band sich und seine noch lebenden Gefährten unter die Bäuche der Schafe fest, die Polyphem in der Höhle hatte, und entkam so, als dieser die Schafe aus der Höhle auf die Weide entliess. Die übrigen Thaten und Schicksale des Helden sind schon in den Artikeln Ajax, Aeolus, Calypso, Circe, Dolon, Lästrygonen, Palamedes, Penelope, Freier der Penelope, Telegonus enthalten. Nach 10jährigen unermesslichen Mühsalen gelangte U. endlich nach Scheria, der Insel des Phäakenkönigs Alcinous, der ihn, hochgeehrt und mit köstlichen Kleinodien reich beschenkt, nach Ithaca entsendet, wo er nach 20jähriger Abwesenheit wieder anlangt, und mit Hülfe seines Sohnes Telemachus und weniger treu gebliebenen Diener sein Haus von den Freiern säubert. Die bildende Kunst hat ihn meist als Schiffer aufgefasst, und mit halbeiförmiger Schiffermütze dargestellt. So sehen wir ihn nach einer antiken Marmorbüste hier abgebildet.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 440.
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