[449] Wichtel, Wichtelmaennchen (Deutsche M.). Das Wort Wicht hiess im Alt-Deutschen so viel als Geschöpf überhaupt. Hat es nun im Neu-Hochdeutschen immer eine gewisse geringschätzige Nebenbedeutung erhalten, wie man sagt: ärmlicher Wicht, Bösewicht, so hat insbesondere die Verkleinerungsform W., Wichtlein, bloss noch die Bedeutung einer Art von halbgöttlichen Geistern, wie Elfen oder Zwerge, mit deren Charakterzügen oder Verrichtungen der Volksglaube die W. völlig zusammenstellt, was einzelne in demselben lebende Märchen beweisen, z.B. folgende hessische Sage: An der Schwalm bei Uttershausen liegt der Dosenberg; dicht am Ufer gehen zwei Löcher hervor, die waren vor Alters Aus- und Eingänge der W. Zu einem Bauern kam öfter ein W. freundlich auf den Acker. Eines Tages, als der Bauer Korn schnitt, fragte es, ob er in der folgenden Nacht für reichen Geldlohn Fuhren durch den Fluss übernehmen wolle? Der Bauer sagte zu. Abends brachte der W. einen Sack voll Weizen als Handgeld in des Bauern Haus; nun wurden vier Pferde angeschirrt, und der Bauer fuhr zum Dosenberg. Aus den Löchern lud der W. schwere unsichtbare Lasten auf den Wagen, die der Bauer durch's Wasser an das andere Ufer brachte; so fuhr er hin und wieder von Abends zehn bis Morgens vier Uhr, dass die Pferde endlich ermüdeten. Da sprach der W.: »Es ist genug; nun sollst du auch sehen, was du gefahren hast!« Er hiess den Bauer über die rechte Schulter blicken, da sah er, wie das weite Feld voll von W. war. Darauf sagte das W.: »Seit tausend Jahren haben wir im Dosenberge gehaust; jetzt ist unsere Zeit um, wir müssen in ein ander Land; im Berge aber bleibt so viel Geld zurück, dass die ganze Gegend genug daran hätte.« Darauf lud er dem Bauer seinen Wagen voll Geld und schied. Dieser blieb mit Kind und Kindeskindern reich, die W. aber waren für immer aus dem Lande verschwunden. ⇒ Perchtha