202. Donau will ihr Opfer haben. Ertingen. Die Donau will alle Jahre ihr Opfer haben, weßwegen man Badende, die sich auf ihre Geschicklichkeit im Schwimmen berufen, mit dem Sprichwort warnt: »der beşt Klimmer işt scheõ z'tåed g'falle, und ...
587. St. Petrus und der Schmied. Ertingen. St. Petrus führt im Himmel das Pförtneramt. Einmal kam er mit einem Schmiedgesellen in große Verlegenheit. Der tappte als Bruder Allweillustig auf dieser Welt herum, gewohnt immer Schnurren und Schnaken zu machen, und ...
502. Hexen sitzen auf's Mühlrad. Ertingen. Der »alte Säger« ließ einmal während der »heiligen Nacht« seinen Mahlgang laufen. Aber im Schachen, nahe bei der Mühle, hatten sich, wie gewöhnlich in solchen Nächten, die Hexen der Umgegend versammelt. ...
216. Die Hundsknöpf sind giftig. Ertingen. In den Hundstagen soll man nicht baden, noch aus offen stehendem Wasser trinken, weil alles Wasser vergiftet ist. Zum deutlichen Zeichen dieser schlechten Beschaffenheit des Wassers sieht man um jene Zeit in den meisten Wasserlachen ...
496. Hausknecht beim Hexensabbat. Ertingen. Ein Bauernknecht bemerkte einmal, als er zufällig hinter dem Ofen liegen geblieben, daß die Bäuerin Nachts in die Stube kam und unter der »Zîdele« eine »Schmotzbüchse« hervornahm, damit eine »Kuzengabel« schmierte und unter ...
140. Goldener Becher sonnet sich. Ein Mann von Ertingen sah, wie sich um Mittag ein Schatz auf seinem Acker »sonnte«. Es sah dieser Schatz wie ein goldener Becher aus. Eben wollte der Mann seine Kappe auf ihn werfen (und wäre das gelungen ...
507. Hexe milkt an der Handzwehl. Ertingen. Ein Knabe sollte zerrissene »Bossen« zum Flickschuster tragen. Die Frau des Schusters war eine Hexe und molk eben an der »Handzwehl« als der Bube in die Stube trat. Da erschrack der Knabe so ...
215. Meersburg versinkt einstens. Von Ertingen. Meersburg, am schwäbischen Meer, steht nach der Sage auf dem Wasser. Nur eine dünne Erdschichte trennt die Straßen und Plätze vom Wasser. So wollte einmal Jemand einen Brunnen graben, aber bald brach das Seewasser ...
560. Der Pfarrer bannt das Wetter. Ertingen. Vor Altem war in Ertingen ein Pfarrer, der Wind und Wetter bannen konnte. Kam ein Gewitter, so stellte er sich an's Fenster und »bannisirte« das Wetter, aber er hatte dabei so ...
657. Muttergottesspötter bestraft. Mündlich von Ertingen. Einst gingen Leute aus Schwabenland nach Einsiedeln wallfahren. Da kamen sie durch ein zwinglianisches Dorf, und einer, der oben zum »Laubenladen« heraussah, rief den Wallfahrern spöttisch zu: hé iehr Schwobe, håt uyer Muetergottes ...
315. Ein Segen wider die Schweine. Ertingen. Ich bitte dich aus Gottes Kraft, daß du h'nausgehst aus dem Mark in's Bein, aus dem Bein in's Fleisch, aus dem Fleisch in die Haut, aus der Haut in's Haar, ...
281. Zeichen vor dem Ende der Welt. Mündlich von Ertingen. Vor dem Ende der Welt kommt es noch zu vielem Blutvergießen. Wenn die Blutzeit anhebt, sieht man in der Luft Reiter miteinander fechten. Auch wird man zwei und mehrere Monde oder ...
506. Hexenmeister heilt Beinbrüche. Ertingen. Der »alte Sattler« verstand sich auf's Hexen wie kein Anderer. Brach Mensch oder Vieh ein Bein, begab er sich mit einem Stuhl auf die »Laube« (Kornboden), knickte dort einen Stuhlfuß ab, band ihn ...
427. Braut dem Teufel verschrieben. Von Ertingen. Eine Braut hatte sich dem Teufel verschrieben. Als die drei Tänze getanzt werden sollten, tanzte er als Jägersmann mit der Braut so lange, bis den Spielleuten der Athem ausging, immer schneller und schneller, bis ...
510. Hexenmeister läuft auf dem Dach. Ertingen. Zu Kappel war einmal ein Hexenmeister, der auf den Dächern herumlief, als man ihn von Gerichts wegen fangen wollte. Man konnte seiner nur mittelst Stangen habhaft werden. Noch jezt bedient man sich der ...
450. Feuriger Geist ruft in der Nacht. Mündlich von Ertingen. Vor »Altem« ging bei der Säge ein Geist, welchen man oft in glühender Gestalt über die Wiesen gehen sah. In der Hand trug er einen Pfahl. Oft schrie er die ...
481. Fluchen vertreibt das Schrättele. Ertingen. Das Schrättele kam zu einem Knechte meiner Mutter in Gestalt einer schwarzen Henne durch's Kammerfenster hinein; es hüpfte langsam gegen die Bettlade des Knechts zu und sprang dann in einem Satz auf dessen Brust ...
461. Die zwei langbärtigen Berggeister. Ertingen. Im »Rauhenlaihberg« bei Ertingen hausen zwei alte, graue, langbärtige Männer mit noch anderen Geistern. An den drei ersten Märzenfreitagen hört man Musik in dem Berg (Grabhügel), wodurch Unkundige vom rechten Weg abgeleitet werden ...
561. Die Gänse haben ihre eigene Sprache. Ertingen. Da war einmal ein Mann von Binzwangen, der verstand diese Sprache und hörte grade, wie er bei der Dorflinde am Bach vorüber ging, daß die Gänse abgemacht hatten, einem gewissen Bauern »an ...
24. Nächtlicher Reiter mit dem Wetterhut. Ertingen. Einmal fuhr der Urnähne mit seinem Weib von Mariaberg zurück, wohin er eine Tochter in das Kloster gebracht hatte. Da ritt über Stock und Stein die lange Nacht hindurch ein gespenstiger Reiter neben ihm über ...
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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
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