... Ich empfehle Ihnen deshalb hier die Regel, mit der Sie hier ziemlich allgemein fortkommen, und den Vorwurf der zu großen Sonderbarkeit in ... ... sich laden: Seyn Sie weder der Erste noch einer von den Allerersten in einer Mode ...
159. Merken Sie genau auf die Sachen, die einen unangenehmen Eindruck auf Sie machen. Oft sind es Kleinigkeiten und ... ... Thun Sie immer nicht viel Gutes und Edles, daß Sie bei Leiden sogleich zu dem tröstenden Bewußtseyn, zum ...
157. Ein vorzüglicher Reiz Ihres Betragens sei denn auch Anspruchlosigkeit. Aeussern Sie nie große Anmassungen, und ängstigen Sie sich nicht darum, ob man Ihre Vorzüge merken werde oder ... ... Sie selbst darauf zu achten scheinen, desto heller blitzen Sie ins Auge.
103. Ein wahres Erforderniß der männlichen Schönheit ist endlich Reinlichkeit und geschmackvolle nette Kleidung; und nicht etwa Eitelkeit, sondern Ordnungsliebe vorzüglich macht sie dem Manne wichtig.
123. Vermeiden Sie dann das zu sehr und ungewöhnlich Auffallende in Ihrer Kleidung; ich rechne dahin die Renommistentrachten, das Sonderbare und Phantastische der Kleidung.
164. Reizen Sie dann auch vorzüglich durch Geschicklichkeit und Verstand. Zeigen Sie Belesenheit, Scharfsinn, ernste, feste Grundsäzze Hinwegsezzung über Vorurtheile, und Sinn für Wissenschaft und Kunst.
116. Wählen Sie nie die schreitenden Farben; der geschmackvolle Mann kleidet sich in die dunkeln und nicht prahlenden am liebsten; aber er wählt das Zeug dazu von der besten und feinsten Güte.
144. Die Erfordernisse eines Visitenzimmers im großen und reichen Geschmack sind: Modernität, Glanz, Pracht, Seltenheit in den etwanigen Aufsätzen oder Gemählden und hohe Ordnung.
114. Kleiden Sie sich, um sich geschmackvoll anzuziehn, einfach und üni. Das Bunte, Prahlende, Auffallende gefällt dem Geschmackvollen nicht.
110. Kleiden Sie sich dann auch mit Geschmack. Dazu gehört nicht etwa, daß Sie jede Mode mitmachen; viele darunter sind vielmehr äusserst geschmacklos.
115. Stellen Sie nur wenig Farben in Ihrem Anzug zusammen; je weniger darinnen sind, desto edleren Geschmacks ist Ihr Anzug.
326. Themis. Die Göttinn der Gerechtigkeit Trägt auch ... ... gleichfalls nicht; Doch geht die allgemeine Sage: Sie führ' ein doppeltes Gewicht, Und rücke wohl einmal, daß sie das rechte finde, Ein wenig mit der Binde.
337. Harpagon. Der Richter Harpagon Welch ein gerechter Mann! Nie sieht er die Person, Nein das Geschenk nur an.
339. Arztwasser. (Logau, S. 357. N. 55.) Aerzte legen ihre Mühlen an den Menschenflüssen an; Selten giebt es Wassermühlen, die man so benutzen kann.
329. Die Prozesse. Still doch, ihr Herren ... ... man richtet! So rief der Präsident Suffehn: Der Lärm ist ja nicht auszustehn! Wir haben zehn Prozesse schon geschlichtet, Und konnten kaum ein Wort davon verstehn!
335. Zorn-Urtheil. (Logau.) Wo der Zorn der Richter ist, hat Gerechtigkeit verspielt: Weil der Zorn nicht auf das Recht, sondern auf die Rache zielt.
330. Der Rabulist. Der Rabuliste Raps erhebt sich aus dem Staube: Wißt, daß ihn zum Corsar sein Glück ernennet hat: Jtzt thut er auf der See, was er zu Lande that; Er lebt ...
336. Hinz und Kunz. (Asmus.) ... ... Hinz, wäre Recht wohl in der Welt? H. Recht nun wohl eben nicht, Kunz, aber Geld. K. Sind doch so viele, die des Rechtes pflegen! H. Eben ...
328. Das heutige Recht. Um der ... ... Recht zu Unrecht schaft, Giengen zu Athen die Richter Mit der Binde im Gesicht In ihr heiliges Gericht. – Jetzt hängt Patron und Richter sie Den Clienten vors Gesicht.
331. Der richtige Schluß. (Logau.) Ammtsleute und Schösser Bauen große Häuser und Schlößer, Und kriegen doch wenig Sold, Sind nicht getreu, noch hold; Die Rechnung kann nicht fehlen Die Diebe müssen stehlen.
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