32. Jeder Formbildner und Ordner des Lebens sucht das gute Fundament, den Fels, auf dem er bauen kann. Dies Fundament fand er nur äußerst selten in der Tradition; sie hat sich meist als trügerisch ... ... Gestalt, sondern das Primäre, der Gedanke, religionsgeschichtlich ausgedrückt: das ›Wissen um das Heil‹, das stets der ...
11. Unbeirrt von Scenerie und politischer Regie dieses tollen ... ... einige Deutsche zum Ernst meiner Gedanken zu bekehren. Nichts freilich fürchtet der Mensch so sehr als in der strahlenden Beleuchtung von Gedanken zu stehen. Er liebt die Komödie und den Schein und den dicken warmen ...
... blauen Himmel davon; und wo der Baum gewesen war, stand mit Worten in den Sand geschrieben: ... ... -sein, der suche meine Seele nicht im Kern des Apfels, auch nicht im Willen zur Gestalt, sondern allein in der Not des Baum-seins, im Leid und Zwang zur Mißgestalt. ...
22. Wir ehren unsre Gegner. Nach dem großen europäischen ... ... , die mit in diesen Krieg gezogen sind, werden gerade durch ihn zu Grunde gehn und fallen allenthalben ... ... müssen wir bauen; denn sonst zerbricht alles; Europa wäre am Ende, an seinem unrühmlichsten, unwahrscheinlichsten Ende.
62. In dem fürchterlichen Erlebnis des Krieges ist uns ... ... prophezeien, in Schwäche und Entkräftung wandeln, sondern in ihr Äquivalent, in geistige Kraft. Europa geht nicht verloren. ... ... , wohl unmöglichste Fall. Es wäre die dritte und letzte Gefahr, an die wir nicht glauben. ...
... werden die neue Form nicht in der Vergangenheit suchen, auch nicht im Außen, in der stilisierten Façade der Natur, sondern die Form von ... ... ihrem neuen Wissen, das die alte Weltfabel in Weltformel, die alte Welt an schauung in Welt durch schauung verwandelt ...
87. Ich fing einen einsamen Gedanken, der sich wie ein ... ... Gesicht standen und das Abstrakte liebten wie wir. In unsern Völkermuseen hängt so manches Ding ganz verschwiegen und sieht uns mit seltsamem Auge an. Wie waren solche Erzeugnisse eines reinen Willens ...
45. Unser Geist ahnt heute schon, daß das Gewebe der Naturgesetze auch ... ... Wir ahnen, daß das Gesetz der Schwerkraft immer ein Vordergrundsgesetz, eine Prämisse und Konzession an unsre noch beschränkte Ausdrucks- und Einsichtskraft ist; ebenso die Auseinanderlegung von Elementen- ...
92. Die Zeiten würden so leicht, alles würde ... ... und ihren zweiten und wenn es nötig wird zehnten reineren Sinn betrachtete, so wie es die ... ... des Europäers ist noch immer von einer bäurischen Genügsamkeit. Es ist um so erstaunlicher, als er selbst doch in seinen Wissenschaften sich eine wunderbare Disciplin ...
80. Das geistige Kopfleben kennt dieselben Ansteckungsherde und Bazillenträger wie das Rumpfleben ... ... Mediziner nicht einmal, wie unmöglich dieses sei und wie gewiß sein Gegenteil. Nur in Zerfallsprodukten, in der Zersetzung des Alten lauert dem Geist Gefahr. Zwischen frischen, nackten, neuen ...
56. Unsre alte Empfindungswelt ist durch die Entwicklung unsres Weltwissens ... ... bei ihm nicht stehen. Unsre Leidenschaft bricht sich nicht mehr sentimentalisch an den Dingen, sondern sucht ihren Ausweg, ihre ›Bändigung durch Form‹ in den tiefsinnigen Bildern, die die neuerfaßten Naturgesetze unserm erstaunten Auge ...
28. Nach dem mythischen großen Kant haben wir einen einzigen ... ... einer wohligen Zeit hinter uns und warf uns an den kalten, harten Strand einer neuen Zeit. Viele haben ... ... auf dem Nichts. Nun müssen wir schaffen, die Welt füllen, um leben zu können. Wir fühlen uns nüchtern und taumelig, ich glaube vor ...
61. Die Neugierde des Lesers sucht in den Zeilen ... ... Märtyrern. Das böse Wort ist gesagt, das dem Europäer so schlecht in die Ohren klingt, ein häßliches Wort, so häßlich im Klang als im Sinn. Hier droht der Kunst die zweite Gefahr ...
19. Wie viel reine und keusche Geister mag es ... ... den wissenschaftlichen Forschern geben, die ihr Ziel nicht in den ›angewandten‹ Wissenschaften sehen? Es ist vielleicht gut, es zuweilen auszusprechen, daß die angewandte Wissenschaft sich zur reinen Forschung verhält wie ...
36. Kann uns Menschen von heute die Vergangenheit etwas anderes ... ... 19. Jahrhunderts war unsre Kinderstube. Was nach kam in den ›Künsten‹ war das, was man im Notfalle, im Vergnügungsfalle brauchte, Blößenbedecken, Zeitvertreib oder Verlegenheitsformen wie der Naturalismus, eine Endform ...
59. Die Entwicklung des neuen Europäertypus hat nur einen ... ... ist der deutsche Typ, der allein berufen ist, den Engländer im Europäer zu vernichten. Den Auftakt dieser Mission bildet dieser sagenhafte Krieg ... ... die ›Ausnutzung der Welt‹, gegen den Utilitarismus in allen Dingen und vornehmlich in der Kunst, das ist unser Programm.
66. Virgo parens rerum. Nur der keusche, weltunbefleckte Gedanke ... ... Die Ahnung dieses religiösen Sinnes der Wissenschaft reicht weit in die Jahrhunderte zurück. Er war im 19. Jahrhundert ein öffentliches Geheimnis. Der Weg zu seiner Erfüllung führt über die Leiden der Technik ...
... wahren Sein, dem ›Jenseits‹ zu vertauschen, kleidete früher dieses Jenseits künstlerisch in die Formen der sichtbaren ... ... von den Dingen, sondern verneinen sie, da unser Wissen zu jenem Leben vorgedrungen ist, das sie verbergen ... ... leer. Wir suchen die Formwerdung jenseits des heiligen Stalles in der visionären, in gesetzlichen Formen sichtbar gewordenen Natur. Unser heute ...
60. Wollen wir daneben auch unsre Angst nennen, so ist es die Angst, mißverstanden, zu leicht verstanden zu werden. Nicht daß wir der Lebenskraft und Zukunft ... ... mit der Zeit eilen und statt der Zukunft nur ihre Zukunft im Auge haben. Während wir lange beiseite ...
... Kunst mit dem goldenen Schnitt und mit Zahlen zu ›beweisen‹, post festum et ante; man abstrahirte und konstruirte ›Kunstgesetze ... ... die Irre irreführenden Gedanken, daß diese als glückliche Mittel in der Kunst zu betrachten seien. Man ahnte ... ... Kunst restlos eingeht. Selbst Bach ahnte es kaum, wie nahe er auch das große Problem ...
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