20. Die Keuschheit der Wissenschaft birgt und gebirt den europäischen ... ... , das Weltgeheimnis unsrer Zeit. Was die Welt bisher nur in der Fabel, in der Paraphrase und im Wunder deutete, das wird morgen unsre Erkenntnisform sein. ... ... vom schönen und schrecklichen Schein, im zweiten Gesicht leben. Ihm fallen, wie Luther sagt, die Schuppen von ...
24. Wie der Schein der Dinge uns trügt, so ... ... der Wahrheit tasten; denn auch Worte sind Vordergrundsbilder und stehen im Alltagsscheine. Auch hierin gilt unser Grundgedanke: Die hundert Stufen der Erkenntnis, des Durchschauens, Eindringens in den Sinn der Dinge. ...
81. Ich ritt durch ein Städtchen mit lieblichen alten Bauten; die Frauen sahen aus den Fenstern. Die Stunde war bräunlich, hell und heimlich. Da befielen mich diese Gedanken von der Gefährlichkeit der toten, wieder todbringenden Dinge ...
86. Balzac, le vétérinaire des maux incurables, besang in seinem endlosen Werk sein tieferkranktes Frankreich, ... ... am Hauch der Verwesung gelitten! Wir sind heute nicht mehr einbezogen in jene Zeit. Der Krieg hat uns geholfen. Was aber der ...
... Land. Seine Füße sind stumpf, daß er den Fels, auf dem er steht, die Wahrheit unter ihm, ... ... . Er glaubt immer noch im grundlosen Schutt und Sand der Vergangenheit zu stehen und spielt und wühlt in ihm wie ein Kind, – ...
43. Der Krieg, der grausige Spötter, hat die europäische Scheinkultur so gründlich ad absurdum geführt, daß es wahrlich eines dummen Mutes und Optimismus bedarf, um zu hoffen, daß nach dem Kriege alles beim Alten bleiben könnte. Der ... ... europäische Jammer wandelt sich bei den Edlen in Ergriffenheit einer neuen Hoffnung. Der Europäer besinnt sich, was ihm ...
78. An die Stelle des Naturgesetzes als Kunstmittel setzen wir heute ... ... mit der Kunst längstvergangener primitiver Zeiten haben, freilich ohne die formalistische Annäherung an diese, die heute manche Archaisten ... ... Epoche kühler Reife folgen, die ihrerseits wieder formale Kunstgesetze (Traditionen) aufstellen wird, im Parallelismus des Geschehens, in sehr ferner, reifer, späteuropäischer Zeit.
29. Unsre heiße Hoffnung zielt dahin, daß die Wärmeenergie des ... ... . Aber etwas anderes ist nötiger zu sagen: Kunst als Wille zur Form ist nur ganz selten ... ... nur dann, wenn eine neue Zeit reif ist, geformt zu werden. Form zu werden.
51. Schiller sang einmal die zaubrig schönen Worte: ... ... Schweben hält. Nun hat auch die Dichtung sich längst an der Welt zu Tode gesungen. Statt den Schein zu Form zu gestalten, wird die Kunst jetzt die neue Erkenntnis Form werden ...
13. Welche verwirrende Ironie, daß unsre Sprache den Begriff › ... ... auf Umwegen, Schleichwegen; unter den unglaubhaftesten Kraftvergeudungen; dabei spielt sie immer Theater, um ihr wahres Thun und Reifen zu verheimlichen. Die Linke soll nicht wissen was die Rechte thut. Fragt die ...
63. Es ist das Geheimnis der Schaffenden (wie der Natur, ... ... Symbol der Schaffenden), gerade den Widersinn, das Spröde und Böse zu ihrem Werke zu gebrauchen. Nietzsche's Lehre, daß alles ... ... ist das Evangelium der Schaffenden. Unsre Herzen zittern in dieser Kriegsstunde, nicht vor der Gefährlichkeit der Krise, ...
52. Picasso gebrauchte sehr geistvoll das Stoffliche in dem ironischen, unsymbolischen, verlorenen Sinne, in dem unser frisches Denken das Stoffliche sieht, als er in seinen Bildern das Holz seiner Geigen oder ein Zeitungsblatt wie das unaufrichtige ... ... Künstler die Materie hervor als Beiklang und Wirkungsgegensatz zu dem abstrakten Fernsinn ihrer gläubigen Bilder.
89. So erscheint dem späten Denker das Abstrakte wieder als das natürliche Sehen, als das ... ... als Arzt und Wiederverkünder alter Wahrheit – Wie wir unser Problem auch wenden, es wird immer ernster, dringender.
85. Im großen Krieg stand in irgend einer Stunde und Sekunde jedes Herze einmal, ... ... Todesstunde der alten Zeit. Was ist uns heute von allem, das in unserm Rücken liegt, noch heilig? Niemand, niemand kann von nun an über die Blutlache des ...
98. Man sollte mit der Natur bestenfalls eine große Trauer ... ... gibt nichts Traurigeres als das Auge der kleinen Blumen oder das in seiner Not der inneren Last unglücklich wankende Meer. Wer aber in unserm Mitleid und Grauen vor der Häßlichkeit der natürlichen Dinge ...
40. Durch Umdeutung, Umwertung, nicht durch Abbruch und ... ... des Willens über die Vorstellung gepriesen. Unter unseren Händen wandelte er sich in den Sieg des Wissens über die Vorstellung. Der gute ... ... die Vertrautheit mit dem Absoluten, – ohne Schopenhauers Wunsch, in's Nichts zu fließen.
84. Gleich den ›Wiedergeborenen in Christo‹ erleben wir heute die ... ... alten Europäer, das Eintreten in die Helle des neuen Gedankenkreises, der bislang in unbestimmtem Schimmer unser Leben umkreiste. Wir leben heute in seiner Wärme und Farbe, in seinem Klang und seiner panischen Schnelle. ...
37. In der Malerei dauerte dies Interregnum, bis der ehrwürdige Cézanne ... ... und mit zitternden Händen das Leere umtastete. Er als erster ahnte und wollte wieder Form und umtastete sie in lebenslangem Traum; ein Moses der neuen Zeit, der das gelobte Land nicht ...
71. Ich folgte den Dingen wie jener Mann, der hinter seinem Begräbnis einherschritt. Er freute sich, daß man die schwarze Bürde seines Lebens vor ihm hertrug und fühlte sich frei und leicht, der schopenhauerische Mensch. Ich band meine Sinne fest, daß ...
73. Dann sah ich ein anderes Bild: viele kleine hüpfende ... ... über schwirrenden und schwingenden Linien zu Klangfiguren reihten. Sein Grund war hundertfarbig. Jeder lächelte freudig, der dies ... ... ein weißes Kaninchenpaar mit roten Augen. Ich weiß nicht, wie es in das Bild gekommen. Aber ich nannte dies Bild: Das Zittern des ...
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