139. Das Schamgefühl ist eine der Quellen der Putzsucht; durch Anlegen von Schmuck erklärt sich eine ... ... so unangebracht. Eine Frau in der Provinz, die danach trachtet, die Pariser Moden mitzumachen, gibt ... ... die nach Paris kommt, muß sich anfangs kleiden, als ob sie dreißig Jahre alt sei.
101. Der Einfluß des Ranges auf das Genie ist bei einem Emporkömmling stets zu verspüren. ... ... ihm im Leben begegneten, und der vor Entzücken weinte, als der Herzog von L***, einer der fadesten Höflinge seiner Zeit ...
125. Die öffentliche Meinung hat von Dingen des Gefühls nur niedrige Anschauungen und doch machen Frauen das ... ... sie selbst anders denken. Es ist das ein großer Fehler, der jeden rechten Mann tief verletzen ...
... wenn man welches gibt, tötet man sie. Man bannt das augenblickliche Unglück und die häßliche Furcht vor ... ... Mangel, oder besser gesagt, man ruft die Empfindung hervor, daß man zu zweit ist, und die daraus entstehende Politik; man ...
... Liebe, ein Geck spricht von der seinen, und doch ist beides kaum dem Namen nach gleich. Es ist wie mit der Liebe für Konzerte und der Liebe für Musik. Der eine liebt den ...
160. Zweifellos ist es eine Torheit für den Menschen, sich der Liebe aus Leidenschaft auszusetzen. Aber manchmal wirkt ... ... Nordamerikanerinnen sind von vernünftigen Ideen so durchdrungen und gestählt, daß die Liebe, diese Blume des Lebens, ...
... Laune sind, sollten sich fragen, ob sie mit ihrem Benehmen wirklich den Weg eingeschlagen haben, den sie aufrichtig für den Weg zum Glück halten. Liegt im Herzensgrunde einer Prüden nicht ein wenig Mangel an Mut, vermischt mit etwas niedriger Rachsucht?
122. Wenn man vor den Augen des Zuschauers das Gefühl der Tugend im ... ... Liebe darstellt, so findet man, daß man ein Herz, in zwei Empfindungen zerlegt, geschildert hat. In Romanen ist die Tugend nur dazu gut, um geopfert zu werden ...
134. Gestern abend hörte ich zwei reizende kleine Mädchen von vier Jahren, als ich sie schaukelte, recht leichtsinnige Liebeslieder singen. Die Dienstmädchen bringen ihnen solche Lieder bei, und ihre Mutter sagt ihnen, daß »Liebe« und » ...
164. Es ist ein köstlicher Genuß, eine Frau ... ... die Arme zu schließen, die uns viel Böses angetan hat, die lange Zeit unsere grausame ... ... es jederzeit wieder werden kann. Derartig war das Glück der französischen Offiziere 1812 in Spanien. ...
100. Nur eine große Seele wagt es, einen einfachen Stil zu haben. Das ist auch der Grund, weshalb Rousseau in die »Neue Heloise« so viel Rhetorik gelegt hat, und weshalb man sie mit dreißig Jahren nicht mehr lesen mag.
133. Schmeicheleien, die man kleinen dreijährigen Mädchen sagt, sind ... ... das sicherste Mittel, ihnen die verderblichste Eitelkeit anzuerziehen. Hübsch sein ist die erste Tugend und die nützlichste in der Welt. Hübsche Kleider haben, heißt hübsch ...
152. Wie oft habe ich bei allem meinem Mut ausgerufen: »Wenn mir ... ... dazu hätte, bei ihm bedanken!« In der Liebe hat man nur Mut, wenn man schon nicht mehr recht liebt.
151. Während sich ihr eifersüchtiger Liebhaber in Verdruß, Habgier, Haß und vergifteter kalter Leidenschaft verzehrt, verbringe ich, obgleich sie mich aus Mißtrauen schlecht behandelt, eine glückliche Nacht und träume von ihr.
142. Wenn die Liebe durch einen zu schnellen Sieg in ihrer Entwickelung gehindert wird, kann sich die Kristallbildung bei zarten Charakteren hinterher zu äußern suchen. Sie sagt lächelnd: »Ich liebe dich ja gar nicht!«
... junge Frau hat einen Geliebten, den sie schlecht behandelt und von dem sie sich kaum die Hand küssen läßt. Ihr ... ... besten Falle den niedrigsten sinnlichen Genuß, der andere das köstlichste und lebendigste Glück der Welt.
... Ich möchte etwas über den Trost sagen können. Wir tun nicht genug, um uns zu trösten. Vor allem müssen wir versuchen, eine Kristallbildung in uns zu erwecken, die dem Motiv unseres Leidens so fremd wie möglich ist.
153. Beständigkeit nach dem Siege läßt sich höchstens danach vorausbestimmen, in welchem Grade man sie trotz aller Zweifel, aller Eifersucht und aller Lächerlichkeiten vor der Hingabe hatte.
119. Alviza bezeichnet es als einen unverzeihlichen Mangel an Zartgefühl, Briefe, in denen man von Liebe spricht, an eine Frau zu wagen, die man anbetet, die einem aber unter zärtlichen Blicken schwört, daß sie einen nie lieben wird.
149. Was für ein Augenblick ist der Händedruck der geliebten Frau. Das einzige damit vergleichbare Glück ist das berauschende Bewußtsein der Macht, das Könige und Minister zu verachten sich den Anschein geben.
Buchempfehlung
Simon lernt Lorchen kennen als er um ihre Freundin Christianchen wirbt, deren Mutter - eine heuchlerische Frömmlerin - sie zu einem weltfremden Einfaltspinsel erzogen hat. Simon schwankt zwischen den Freundinnen bis schließlich alles doch ganz anders kommt.
52 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro