162. Die wahre Liebe läßt den Gedanken an den Tod als etwas Alltägliches, Leichtes, Schreckenloses erscheinen, als einfachen Gegenstand der Vergleichung, als einen Preis, den man willig für mancherlei zahlen würde.
... die Leidenschaft, weil in ihr alles unvorhergesehen ist und weil der, der sie hegt, ihr Opfer ist. Nichts ist so seicht wie die Galanterie, bei der alles Berechnung und prosaische Alltäglichkeit ist ...
105. Das Bild der ersten Liebe ist immer rührend. Warum? Weil es fast in allen Zonen und bei allen Charakteren gleich ist. Daraus folgt, daß die erste Liebe nicht die leidenschaftlichste ist.
121. Die achtbarste Quelle des weiblichen Stolzes ist die Furcht, in den Augen des Geliebten durch irgend einen voreiligen Schritt oder durch eine Handlung zu verlieren, die ihm unweiblich erscheinen könnte.
126. Die Frauen glauben im ersten besten Trottel oder in der ersten besten falschen Freundin, die sich vor ihnen als treue Dolmetscher der öffentlichen Meinung aufspielen, die Stimme der letzteren zu vernehmen.
137. Vollkommene Natürlichkeit und völliges Vertrautsein sind nur in der Liebe aus Leidenschaft zu finden, denn in allen anderen Arten der Liebe denkt man an die Möglichkeit eines glücklicheren Rivalen.
118. Wenn die Seele bemüht ist, falsche Scham, die sie bedroht, zu bekämpfen, so ist sie nicht genußfähig. Genuß ist Luxus. Um zu genießen ist ungefährdete Ruhe nötig.
115. Ein Liebeszeichen können eigennützige Frauen nicht erheucheln. Liegt wahre Freude in der Wiederversöhnung? Oder denkt man dabei etwa an Vorteile, die daraus ersprießen?
161. Es ist ein gewöhnlicher Gedanke, den man gerade deshalb leicht vergißt, daß tagtäglich die fühlenden Seelen immer seltener und die Verstandesmenschen immer häufiger werden.
143. Die Kristallbildung kann nicht durch Menschen erregt werden, die Abbilder unserer selbst sind. Die gefährlichsten Rivalen sind Menschen von ganz entgegengesetztem Charakter.
147. Es ist ein Merkmal der Liebe, daß alle Freuden und Leiden, die jede andere Leidenschaft und jedes andere menschliche Begehren verursachen, uns mit einem Male nicht mehr berühren.
159. Leidenschaft nenne ich nur die durch großes Unglück erprobte Liebe, durch solches Unglück, wie es Romane wohlweislich nicht schildern und auch gar nicht zu schildern imstande sind.
165. Die Grausamkeit ist nichts weiter als krankes Mitleid. Die Macht ist nur deshalb das höchste Glück nächst der Liebe, weil man glaubt, des Mitgefühls Herr zu sein.
108. Sei es aus Eitelkeit, aus Mißtrauen oder aus Furcht vor unglücklicher Liebe: die meisten Weltmänner beginnen eine Frau erst nach ihrer Hingabe zu lieben.
154. In der Liebe zweifelt man oft an Dingen, an die man fest glaubt. In allen anderen Leidenschaften hegt man keine Zweifel an dem, was man einmal für bewiesen nimmt.
132. Kinder weinen, um ihren Willen durchzusehen, und wenn man nicht darauf hört, stellen sie sich krank. Junge Frauen sind beleidigt aus Eigenliebe.
117. Eine Frau, die sich einem Manne hingibt, muß mit ihren Kleidern nach und nach die Schamhaftigkeit fallen lassen und sie mit ihnen wieder anlegen.
110. Die galanten Frauen erniedrigt der Gedanke, den sie selbst haben und den man von ihnen hat, nämlich der, daß sie einen großen Fehltritt begehen.
114. Die Liebe ist wie ein Fieber, das zwei Menschen gleichzeitig befällt. Wer von beiden zuerst gesundet, den langweilt der andere gräßlich.
155. Ich habe beobachtet, wie ein Mann entdeckt, daß ein Rivale geliebt wird, während es dieser in seiner Leidenschaft nicht merkt.
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