62. Der Römer empfindet die Schönheiten der Natur und der Kunst mit erstaunlicher Kraft, Tiefe und Richtigkeit. Aber es ist jammervoll, wenn er über das reden will, was er so stark fühlt. Man ersieht daraus, warum die Künste außerhalb ...
83. Die Jugend von 1822. Wer von einer ernsten ... ... redet von einem Opfer der Gegenwart an die Zukunft. Nichts erhebt die Seele mehr als die Kraft und die Gewohnheit, solche Opfer zu bringen. Ich prophezeie dem Jahre 1832 mehr große Leidenschaften, als ...
29. Die größte Schmeichelei, die die überspannte Phantasie ersinnen und der aufwachsenden ... ... die lauterste Wahrheit. Diese Jugend hat nichts auszubauen, sie muß alles neu schaffen. Es ist das größte Verdienst Napoleons, reinen Tisch gemacht zu haben.
18. Gewohnheiten der Phantasie. Ein Franzose wird durch einen achtmaligen Dekorationswechsel in einem Trauerspielakte ernstlich mißgestimmt. Den »Macbeth« mit Genuß zu sehen, ist einem solchen Menschen unmöglich. Er entschädigt sich damit, daß er über Shakespeare wegwerfend urteilt.
76. Jena, März 1819 [?] Der größte Vorwurf, ... ... ist sicherlich der, daß wir die Ideen von Ehre und Gerechtigkeit, die von Zeit zu Zeit in unseren Herzen erstehen, sich verflüchtigen lassen, als ob sie luftige Traumgebilde wären.
75. Wenn eine Frau über den Tod ihres im Kriege gefallenen Geliebten verzweifelt ist und augenscheinlich die Absicht hegt, ihm nachzufolgen, so muß man zunächst Prüfen, ob dieser Entschluß nicht der richtigste ist; andernfalls muß man die älteste menschliche Gewohnheit, ...
20. Wir lieben ein gutes Gemälde überaus, – sagen die ... ... – aber wir verlangen als Grundbedingung für die Schönheit, daß es von einem Maler gemalt ist, der beim ... ... die ganze Zeit ohne Unterlaß auf einem Beine gestanden hat. Ebenso ist es mit den Versen im Drama.
59. Das Lächerliche ist der Tod der Liebe. In Italien gibt es nichts Lächerliches. Was in Venedig wohlanständig ist, erscheint in Neapel wunderlich. Folglich ist etwas, das Genuß bereitet, nie tadelnswert. Mit dem ...
67. Das Ave-Maria (die Dämmerzeit) ist in Italien die Stunde der Zärtlichkeit, der seelischen Freuden und der Melancholie ... ... Die Empfindung wird durch den Klang der schönen Glocken gehoben. Genußreiche Stunden, in denen die Sinne in Erinnerungen schwelgen ...
65. Die weisen Akademiker erkennen die Sitten eines Volkes in seiner Sprache wieder. Italien ist das Land der Welt, wo man das Wort »Liebe« am seltensten gebraucht. Man sagt immer » amicizia « (für »Liebe«) und » ...
49. Sappho sah in der Liebe nur den Sinnentaumel oder den ... ... in der Liebe nur einen Zeitvertreib der Sinne und des Geistes. Es gab im Altertume zu wenig Sicherheit, um die Muße zur Liebe aus Leidenschaft zu haben.
88. Wollen heißt den Mut haben, sich einer Unannehmlichkeit auszusetzen. Sich derartig aussetzen, heißt den Zufall versuchen, also spielen. Es gibt Soldaten, die ohne das Spiel nicht leben können, die daher im Familienleben unerträglich sind.
21. Die Verse sind zur Unterstützung des Gedächtnisses erfunden worden. Später behielt man sie bei, weil der Anblick der überwundenen Schwierigkeiten Genuß bereitet. Sie heutzutage im Drama beizubehalten, wäre ein Rest von Barbarei.
17. In der Komödie Innamorati von Goldoni sind alle Regungen der Leidenschaft vorzüglich geschildert, aber Stil und Gedanken stoßen durch widerwärtige Gewöhnlichkeit ab. Beim französischen Lustspiel ist es gerade umgekehrt.
78. Ich glaube, daß man den Wert eines Systems nach seinem Repräsentanten beurteilen kann. Richard Löwenherz brachte den höchsten Heldenmut und Rittersinn auf den Thron, und er war doch ein lächerlicher König.
10. In Frankreich sind Männer, die ihre Frauen verloren haben, traurig, Witwen aber lustig und glücklich. Das Glück dieses Zustandes ist sprichwörtlich. Also herrscht in der Vereinigung keine Gleichheit.
19. Alle Beobachtungen der französischen Schriftsteller über die Liebe sind gut und genau niedergeschrieben, auch nicht übertrieben, aber sie beziehen sich nur auf unbedeutende Neigungen, – das ist ein Urteil des trefflichen Kardinals Lante.
53. Die maßlose Achtung vor dem Gelde, der große und erste Fehler des Engländers und des Italieners, ist in Frankreich weniger fühlbar und in Deutschland ganz und gar in den richtigen Schranken gehalten.
46. In Nordamerika muß man die Regierung und nicht die Gesellschaft bewundern. Anderswo ist die Regierung das Übel. In Boston hat man die Rollen getauscht, und die Regierung spielt den Heuchler, um die Gesellschaft nicht zu verletzen.
50. Die erwähnte Tatsache nötigt mich, ein wenig über die Leute zu lachen, die Homer über Tasso stellen. Die Liebe aus Leidenschaft existierte bereits in der Zeit Homers, und gar nicht so fern von Hellas.
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