I Im Jahre 1808 begab sich Kaiser Alexander zu einer neuen Zusammenkunft mit dem Kaiser Napoleon nach Erfurt, und in den höchsten Petersburger Gesellschaftskreisen wurde viel über die großartige Pracht dieses festlichen Zusammenseins gesprochen. Im Jahre 1809 war die Annäherung der beiden Weltherrscher, wie man ...
I. Man erzählte sich, daß am Strande ein neuer Kurgast aufgetaucht sei: eine Dame mit einem Spitz. Dmitrij Dmitrijewitsch Gurow, der schon seit vierzehn Tagen in Jalta war und sich an das Badeleben gewöhnt hatte, interessierte sich bereits wie die andern für jeden neuen Menschen. ...
I Die biblische Überlieferung sagt, daß das Fehlen jeglicher Arbeit, das Nichtstun, ein wesentliches Moment der Glückseligkeit des ersten Menschen vor seinem Sündenfall gewesen sei. Die Liebe zum Müßiggang ist bei dem Menschen auch nach dem Fall dieselbe geblieben; aber es lastet nun auf dem ...
I Wenn der Mensch ein Tier sterben sieht, so ergreift ihn Entsetzen: ein Leben, wie es ihm selbst innewohnt und ihn zu dem macht, was er ist, wird da vor seinen Augen vernichtet und hört auf zu sein. Aber wenn das sterbende Wesen ein ...
I Die Schlacht bei Borodino mit den beiden darauffolgenden Ereignissen, nämlich der Besetzung Moskaus und der Flucht der Franzosen, ohne daß neue Schlachten stattgefunden hätten, ist eine der lehrreichsten Erscheinungen der Weltgeschichte. Alle Geschichtsschreiber sind darüber einig, daß, bei Kollisionen der Staaten und ...
I Der menschliche Verstand vermag die Gesamtheit der Ursachen der Erscheinungen nicht zu begreifen. Aber das Bedürfnis, nach diesen Ursachen zu forschen, liegt in der Seele des Menschen. Da nun der menschliche Verstand in die zahllose Menge und mannigfaltige Verschlingung der die Erscheinungen begleitenden Umstände, ...
I »Mein Onkel tut sehr brav und bieder, Jetzt plötzlich sterbenskrank zu sein: So schätzt man ihn doch einmal wieder; Gescheitres fiel ihm selten ein. Sein Beispiel – andern eine Lehre! Wenn nur, o Gott, die Qual nicht ...
I Als ich in froher Schulzeit Tagen Noch im Lyzeumsgarten saß Und Apulejus mit Behagen, Doch Cicero nur ungern las, Damals im Lenz – die Knospen sprangen, Die Wasser rauschten, Schwäne sangen – Erschien im goldnen Frühlingsstrahl Die ...
I »Schon fort? Ein Kreuz mit euch Poeten!« – »Leb wohl, Onegin, höchste Zeit!« – »Schön, schön, ich will dich nicht verspäten; Doch wohin eilst du? Gib Bescheid.« – »Zu Larins.« – »Hm ... Gesteh ...
L Wird meiner Freiheit Stunde schlagen? O schnell, schon treibt's mich ohne Ruh' Zum Ufer hin, den Wind zu fragen, Schon wink' ich Segeln Grüße zu. Wann endlich gönnt mir Schicksalswille, Durch Sturmwind oder Meeresstille ...
I Der Landsitz, wo Onegin gähnte, War recht ein Plätzchen zum Gedeihn; Dort durfte, wer nach Glück sich sehnte, Dem Himmel wahrhaft dankbar sein. An eines Bächleins klarem Spiegel Stand unterm Windschutz sanfter Hügel Allein für sich ein ...
L Auch du leb wohl, mein Trautgefährte, Und du, mein holdes Ideal! Leb wohl, gewohnte, nun entbehrte, Geliebte Arbeit! Euch zumal Verdank' ich höchste Dichterfreuden: Vergessenheit im Sturm der Leiden Und Freundschaft, innig ausgetauscht. ...
I Der Herbst hielt nach dem Fall der Blätter Noch lange stand in diesem Jahr; Es kam und kam kein Winterwetter. Schnee fiel auch erst im Januar, Am Dritten nachts. Als in der Frühe Tatjana munter wurde, siehe, ...
I Seit Lenski sich in blinder Eile Davongemacht, bekam Eugen An Olgas Seite Langeweile; Er schwieg, ihm war genug geschehn. Auch Olgas Laune war im Schwinden, Sie konnte Lenski gar nicht finden Und schien erschöpft vom Kotillon. ...
L Er war so froh: in wenig Wochen War ihm der Wünsche höchstes Ziel, Der Brautnacht Seligkeit versprochen, Da sollte ihn der Minne Spiel, Der Liebe zartes Band beglücken! Ach, Hymens Bosheit, Hymens Tücken, Des grauen ...
I Schon schmilzt auf allen Bergen droben Der Schnee im Frühlingssonnenstrahl Und rinnt, zu trübem Naß zerstoben, Ins quellenfeuchte Wiesental. Mit Lächeln grüßt, noch traumbefangen, Natur des Lenzes frische Wangen: Der Himmel strahlt in lichtem Blau, ...
L Dort freilich, wo im Schaugepränge Melpomene mit Leidenschaft Vor einer stumpfen Hörermenge Den flittergoldnen Mantel rafft, Thaliens hehre Kunst entschwindet Und kaum noch lauen Beifall findet, Dieweil der jungen Lebewelt Bloß Terpsichorens Tanz gefällt (Wie ...
Fëdor Michajlovič Dostoevskij Verbrechen und Strafe (Prestuplenie i nakazanie)
I. Indem ich mich anschicke, die sehr merkwürdigen Ereignisse zu schildern, die sich kürzlich in unserer, bis dahin durch nichts ausgezeichneten Stadt zugetragen haben, sehe ich mich durch meine schriftstellerische Unerfahrenheit genötigt, etwas weiter auszuholen und mit einigen biographischen Angaben über den talentvollen, hochgeachteten ...
I. Warwara Petrowna zog an der Klingelschnur und warf sich in einen ... ... doch nicht böse?« stammelte sie mit einer Art von leichtfertiger Scherzhaftigkeit. »Wa-a-as?« rief Warwara Petrowna aufschreckend und richtete sich in ihrem Lehnsessel gerade. » ...
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»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.
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