341 Rad und Hemmschuh . – Das Rad und der Hemmschuh haben verschiedene Pflichten, aber auch eine gleiche: einander wehe zu tun.
... den Preis der vollen Menschen-Erkenntnis möchte ich auch wohl dein Sklave sein. Der Wanderer : Weißt du ... ... war der längste Tag, aber wir sind an seinem Ende, habe eine kleine Weile noch Geduld! Der Rasen ist feucht ...
344 Wie man siegen muß. – Man soll nicht siegen wollen, wenn man nur die Aussicht hat, um eines Haares Breite seinen Gegner zu überholen. Der gute Sieg muß den Besiegten freudig stimmen, er muß etwas Göttliches haben, welches die ...
327 Die vergessene Natur . – Wir sprechen von Natur und vergessen uns dabei: wir selber sind Natur, quand même –. Folglich ist Natur etwas ganz anderes als das, was wir beim Nennen ihres Namens empfinden.
325 Das beste Heilmittel . – Etwas Gesundheit ab und zu ist das beste Heilmittel des Kranken.
342 Störungen des Denkers. – Auf alles, was den Denker in seinen Gedanken unterbricht (stört, wie man sagt), muß er friedfertig hinschauen, wie auf ein neues Modell, das zur Tür hereintritt, um sich dem Künstler anzubieten. Die Unterbrechungen sind die Raben, welche dem Einsamen Speise bringen.
335 Moral für Häuserbauer . – Man muß die Gerüste wegnehmen, wenn das Haus gebaut ist.
... um derentwillen man an etwas glaubt oder nicht glaubt, sind bei den allerseltensten Menschen überhaupt so stark, ... ... vielen führt es schon zum Ziele, wenn man den Angriff mit etwas Lärm macht: so daß oft ... ... Personen reicht die Miene des allerschwersten Angriffs aus: sie sehen sich sehr ernst genommen – und geben gern nach.
331 Stetige Beschleunigung . – Jene Personen, welche langsam beginnen und schwer in einer Sache heimisch werden, haben nachher mitunter die Eigenschaft der stetigen Beschleunigung, – so daß zuletzt niemand weiß, wohin der Strom sie noch reißen kann.
347 Auch eines Heros würdig . – Hier ist ein Heros, der nichts getan hat als den Baum geschüttelt, sobald die Früchte reif waren. Dünkt euch dies zu wenig? So seht euch den Baum erst an, den er schüttelte.
... – Wie glücklich muß der sein können, welcher jene Empfindung gerade hier hat, in dieser beständigen ... ... Hügel-, Seen- und Wald-Charakter dieser Hochebene, welche sich ohne Furcht neben die Schrecknisse ... ... wie glücklich der, welcher sagen kann: »es gibt gewiß viel Größeres und Schöneres in der Natur ...
328 Tiefe und Langweiligkeit . – Bei tiefen Menschen wie bei tiefen Brunnen dauert es lange, bis etwas, das in sie fällt, ... ... Zuschauer, welche gewöhnlich nicht lange genug warten, halten solche Menschen leicht für unbeweglich und hart – oder auch für langweilig.
339 Leutseligkeit des Weisen . – Der Weise wird unwillkürlich mit den andern Menschen leutselig umgehen wie ein Fürst und sie, trotz ... ... Standes und der Gesittung, leicht als gleichartig behandeln: was man, sobald es bemerkt wird, ihm sehr übel nimmt.
346 Forderung der Reinlichkeit . – Daß man seine Meinungen wechselt, ist für die einen Naturen ebenso eine Forderung der Reinlichkeit, wie die, daß man seine Kleider wechselt: für andere Naturen aber nur eine Forderung ihrer Eitelkeit.
333 Für die »Wahrheit« sterben . – Wir würden uns für unsere Meinungen nicht verbrennen lassen: wir sind ihrer nicht so sicher. Aber vielleicht dafür, daß wir unsere Meinungen haben dürfen und ändern dürfen.
349 Den Irrtum unangenehm sagen. – Es ist nicht nach jedermanns Geschmack, daß die Wahrheit angenehm gesagt werde. Möge aber wenigstens niemand glauben, daß der Irrtum zur Wahrheit werde, wenn man ihn unangenehm sage.
345 Wahn der überlegenen Geister . – Die überlegenen Geister haben Mühe, sich von einem Wahne frei zu machen: sie bilden sich nämlich ein, daß sie bei den Mittelmäßigen Neid erregen und als Ausnahme empfunden werden. Tatsächlich aber werden sie als das ...
348 Woran die Weisheit zu messen ist . – Der Zuwachs an Weisheit läßt sich genau nach der Abnahme an Galle bemessen.
... das größte Gut von der Welt ausmache. – Vielleicht kann man noch stärker vor diesem Mitleidhaben ... ... wehzutun : das Mitleiden, welches jene dann äußern, ist insofern eine Tröstung für die Schwachen und Leidenden, als sie daran erkennen, doch wenigstens noch Eine Macht zu haben , trotz aller ...
329 Wann es Zeit ist, sich Treue zu geloben . – Man verläuft ... ... kämpft man heroisch wider die Flut und den Wind an, im Grunde gegen sich selbst: man wird müde, keucht; was man vollbringt, macht einem ...
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