Altar, der

[235] Der Altār, des -es, plur. die -äre, Diminutivum das Altärchen, Oberdeutsch das Altärlein. 1) Eigentlich eine Erhöhung über dem Erdboden, Feuer darauf zu machen und der Gottheit[235] darauf zu opfern, ein Opferherd; dergleichen Altäre in den christlichen Kirchen nicht mehr üblich sind. 2) Ein steinerner Tisch in einer Kirche, vor welchem das Abendmahl ausgetheilet, und andere gottesdienstliche Handlungen verrichtet werden, und in weiterer Bedeutung, ein jeder zu einer gottesdienstlichen Handlung bestimmter Tisch. Daher das Sacrament des Altars. Dem Altare dienen, das gottesdienstliche Lehramt verwalten.


Wirf den Altar der Freyheit selber um,

Weiße.


Der hohe Altar, oder Hochaltar, der vornehmste Altar in dem Chore einer Kirche. 3) Ein Gestirn an der südlichen Hälfte des Himmels, welches man sich in der Gestalt eines Altares vorstellet.

Anm. Dieses Wort ist das Latein. Altare, welches mit der christlichen Religion zugleich in Deutschland eingeführet worden. Die Gothen nannten einen Altar Hunslastads, Opferstätte, die Angelsachsen Weofod, Wigbed, einen geweiheten Tisch, und bey dem Ottfried kommt auch die Benennung Gotesbiete, Gottestisch, vor. Indessen ist doch der Lateinische Ausdruck bey Alemannischen Schriftstellern schon sehr alt, weil altarre, schon bey dem Kero, dem ältesten unter ihnen, und altar bey dem Isidor vorkommt. Bey den Oberdeutschen ist dieses Wort ungewissen Geschlechtes, das Altar, welches dem Lateinischen freylich gemäßer ist. Selbst Luther gebraucht es in der Deutschen Bibel einige Mahl so. Daß das Lat. Altare nicht von altus herkomme, sondern von einem alten Worte alt, Feuer, welches noch in dem Nordischen Elt und Angels. Eald, Feuer, lebet, und Ar, Herd, zusammen gesetzet sey, und also eigentlich einen Feuerherd bedeute, hat Herr Ihre sehr wahrscheinlich gemacht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 235-236.
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