Armbrust, die

[431] Die Armbrust, plur. die -brüste, eine ehemahlige Art des Schießgewehres, welche aus einer verbesserten Art der Bogen bestand, wo dieser an einem besondern Schafte und Anschlage befestiget war, mit dem Spanner gespannet, und durch den am Schafte befindlichen Drücker abgedrückt wurde. Nach Erfindung der Feuergewehre sind sie, so wie alle übrige alte Arten der Geschosse, aus der Mode gekommen, und werden nur noch hin und wieder zur Lust, und in einigen Städten von den Schützengesellschaften gebraucht. Eigentlich wurden alle Arten Geschosse, wo der Bogen an einem besondern Schafte befestiget war, Armbrüste genannt; daher man auch Wagen-Armbrüste hatte, welche auf einem Karren befindlich waren, und von Pferden gezogen wurden,[431] und deren stählerner Bogen ungefähr vier Pfund wog. Die kleinste Art, welche nicht Bolzen, wie die vorigen, sondern kleine Kugeln schießen, werden Schnäpper genannt. Der Schaft an den größern nebst den zur Spannung gehörigen Werkzeugen, heißt zusammen genommen die Rüstung oder das Rüstzeug, welchen Nahmen auch wohl die Armbrüste selbst bekommen, daher man sie nach Maßgebung ihrer Größe in die ganze und in die halbe Rüstung theilet. Übrigens findet man die Armbrüste auch Armbrustbogen und Armbrustrüstung genannt. In dem Lateine der mittlern Zeiten ist Arcubalista, Arbalista die eigentliche Benennung dieses Geschosses; indessen findet man es auch eben so oft Balista und Balestrum genannt, obgleich dieser Nahme allen alten Wurfzeugen zukommt, auch denen, welche nicht vermittelst eines Bogens und einer Sehne getrieben wurden. S. Balester.

Anm. In Ansehung des Geschlechtes dieses Wortes ist der Gebrauch sehr schwankend und unbeständig, indem man es so wohl in den ältern als neuern Zeiten in allen drey Geschlechtern findet. Doch wird es in dem weiblichen am häufigsten gebraucht. Dessen Abstammung ist so ausgemacht noch nicht, daß sie nicht noch eine Untersuchung ertragen sollte. Wachter leitet es von Arm, brachium, und dem alten bresten, brechen, her, weil dieses Geschoß einem gebrochenen Arme ähnlich sehen soll; Grupen, von Arm und Borst, ruptura, weil es balista ligneo brachio instructa sey; Gottsched von Arm und Rüstung; Ihre endlich von dem alten arf, ein Pfeil, und bersa, birschen, bürschen, d.i. schießen. Ein Paar Anmerkungen werden denen, die den Ursprung dieses Wortes genauer untersuchen wollen, nicht unnützlich seyn. 1) Das Wort Armbrust ist so gar alt nicht, und kommt unter den Schwäbischen Kaisern vielleicht am ersten vor. 2) Die Armbrüste scheinen eine ausländische Erfindung zu seyn; wenigstens behaupten einige Franzosen, daß ihre Nation die Arbalestes von den Engländern bekommen habe; S. Carpentier Gloss. v. Balista. 3) Die Armbrust heißt in den Fabeln der Schwäbischen Dichter der Arbrost, im Schwabenspiegel und dem Theuerdank Armbrost, sonst auch nur Armbst, bey den Niedersachsen Armborst, Armbost, bey den Dänen Armbosse, bey den Schweden Arborst. 4) Es gab ihrer überaus viele Arten, wovon du Cange und Carpentier nachzusehen sind. Unter denselben befinden sich auch die χειροβαλισρα bey dem Hero, die Manubalistae der Römer, die Balistae a pectoribus, bey dem Raim. Montanerius. 5) Das b in der Mitte ist kein bloßes Anhängsel des m, wie Gottsched behauptete, indem Arm in den mittlern Zeiten nur selten Armb lautet, in Armbrust aber alle Mundarten beständig das b haben. Das r in der letzten Sylbe ist eher für ein zufälliger Buchstab zu halten, weil einige Mundarten dasselbe gar nicht haben; wodurch zugleich der Einfall von der Armrüstung völlig wegfällt. 6) Hrn. Ihre Meinung, daß die letzte Sylbe von birschen, bürschen, schießen, sey, ist daher unwahrscheinlich, weil man besondere Birsch-Armbrüste hatte, die vornehmlich zur Jagd gebraucht wurden.


Nembt mit euch das pirsch armbrost mein

Dann es ist stark vnnd scheust gerad,

Theuerd. Kap. 30.


In einer Französischen Urkunde von 1381 bey dem Carpentier v. Arbalista findet sich gleichfalls ein Arbaleste a berseaux, d.i. eine Birsch-Armbrust. So lange bis eine bessere Ableitung wird gefunden werden, scheinet Spegels Meinung, daß Armbrust durch eine verderbte Aussprache aus Arbalista entstanden, noch immer die wahrscheinlichste zu seyn. S. auch Balester, Eibe und Stahl. Der Armbruster, für Armbrustschütz und Armbrustmacher, ist veraltet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 431-432.
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