Armbrust

[32] Armbrust, mhd. das armbrust, armbrost, durch Anlehnung an Arm gebildet aus mittellat. arbalista, vollständiger arcubalista = Bogen-Wurfmaschine, aus lat. arcus der Bogen und griech. ballein = werfen.

Die Armbrust ist eine Weiterentwickelung des Bogens, indem derselbe an einen Schaft befestigt ward, welcher im oberen Drittteil seiner Länge in einem vierseitigen Ausschnitte (Nussbrunnen) eine um eine Welle drehbare Nuss hatte, hinter welcher die Sehne zurückgezogen und eingelegt, die Nuss dagegen durch die in ihr unten einliegende Abzugsstange festgehalten wurde. Die wesentlichsten Teile der Armbrust sind also der Bolzen, anfangs von Holz dann von Horn, endlich von Stahl hergestellt, ferner der eichene Schaft mit der Nuss, dem Kern und dem Schlüssel od. Drücker, sowie endlich die Sehne. Die Armbrust war schon den Goten bekannt. Für den Adel und die Fürsten war sie zunächst Jagdwaffe, für den Bürger Turm- und Mauerwehr. Als Kriegswaffe kam sie namentlich im 13. Jahrh. in Aufnahme, in den Kriegen der Städte gegen den Adel. Philipp August (1180–1233) schuf in Frankreich die ersten Armbrustschützen-Kompagnien. Besonders in den Niederlanden war die Waffe beliebt, man belebte die Übungen durch Feste; 1394 wurde zu Tournay ein grosses Wettschiessen abgehalten; ähnlich in Deutschland, wo mancherorts die Bürger einen Teil des Zwingers zwischen Stadtmauer und Stadtgraben zu ihren Übungen inne hatten. Das Ziel pflegte ein aus Holz geschnitzter Vogel zu sein, auf einer langen Stange befestigt. In der Schweiz haben sich in einigen Städten Armbrust- oder Bogenschützengesellschaften bis heute erhalten. Während die Armbrust für die Verteidigung fester Plätze gute Dienste that, kam sie für die Verwendung im offenen Felde niemals recht auf; schoss auch der Bogen weniger stark, so schoss er doch viel schneller als die Armbrust; auch konnte der Armbrustschütze in seinem Köcher nur 18 Bolzen fortschaffen, während der Bogenschütze 24 Pfeile trug. Gelegentlich werfen die Armbrustschützen im Kampfe die Waffe weg oder bedienen sich ihrer als Keule. Noch schwerfälliger wurde der Gebrauch der Waffe, wenn ihr Inhaber mit einem oder zwei Knechten als Spanner in den Kampf zog. Müller und Mothes, Wörterbuch, und Jähns, Geschichte des Kriegswesens.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 32.
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