[597] Ausgießen, verb. irreg. act. S. Gießen. 1. Heraus, oder hinaus gießen, einen flüssigen Körper aus einem Gefäße gießen. 1) Eigentlich. Das Wasser ausgießen. Das Kind mit dem Bade ausgießen, im gemeinen Leben, das Nützliche mit dem Ünnützlichen verwerfen. 2) Figürlich, größten Theils nur in der höhern Schreibart der Neuern, als eine Nachahmung ähnlicher biblischen Ausdrücke. (a) In Menge vertheilen. Seinen Zorn über jemanden ausgießen. Todesblässe goß sich über sein blühendes Antlitz aus, Dusch. Reichthum und Schönheit scheinen mir gleich verschwenderisch auf die weiten Fluren ausgegossen, ebend. Welch ein volles Maß von Segen goß da deine Vaterliebe über mich aus! ebend. Die Ausgießung des heil. Geistes, in der biblischen Schreibart. (b) Sein Herz vor einem ausgießen, für das gewöhnlichere aber nicht so edle ausschütten. Ich will mein ganzes Herz vor dir ausgießen, Dusch. Ich goß in tausend Gelübden und Seufzern meine Empfindungen aus, ebend.
2. Mit einem flüssig gemachten Körper ausfüllen. Ein Loch ausgießen, mit Bley, Wachs, u.s.f. Einen hohlen Körper mit Bley ausgießen.
3. Durch Ausgießung eines flüssigen Körpers auslöschen. Das Feuer ausgießen. Eine Flamme mit Wasser ausgießen. In Breitingers krit. Dichtk. Th. 2, S. 197, wird dieser Gebrauch unbillig verworfen, und dafür gesetzet: eine Flamme durch einen starken Zuguß Wasser tödten und ersticken; eine weitschweifige und völlig ungewöhnliche Art des Ausdruckes.
4. Die Jäger gebrauchen es auch absolute und als ein Neutrum mit haben, für heftig schweißen, d.i. bluten.
So auch die Ausgießung. Uzkiezzen kommt schon bey dem Notker und Willeram vor.