Blende, die

[1064] Die Blênde, plur. die -n, überhaupt alles, was blendet, doch am häufigsten nur noch in einigen besondern Fällen.

1. Was den freyen Gebrauch der Augen hindert. So ist, 1) die Blende bey den Pferden ein Leder, welches sie hindert, auf etwas anders als auf den Weg zu sehen; das Blendleder, das Scheuleder. 2) Eine Spanische Wand, oder ein Verschlag, der einen Ort den Augen der Anwesenden entziehet, heißt im gemeinen Leben gleichfalls eine Blende. 3) In Belagerungen und dem Festungsbaue ist die Blende alles, wodurch man dem Feinde den Anblick einer Sache benimmt. 4) Die Bergleute pflegen auch eine Blendlaterne eine Blende zu nennen. Diesen Nahmen führet bey ihnen aber auch, 5) das Wetterthürlein auf den Strecken und Stollen, vermittelst dessen man die Luft dahin leitet, wohin man sie haben will.[1064]

2. Was verblendet, d.i. was eine Sache als gegenwärtig vorstellet, die noch nicht vorhanden ist. In diesem Verstande heißt, 1) vornehmlich eine glänzende Bergart Blende, ohne Plural, welche ein mit Eisen und Schwefel vererzter Zink ist, aus großen und kleinen glänzenden Schuppen bestehet, und kein Erz enthält, ob sie gleich ein schönes Ansehen hat, und daher den Unwissenden oft genug verblendet; Pseudogalaena, im Böhmischen Plent, in den Ungarischen Bergwerken aber, der äußern Ähnlichkeit wegen, Colfon. Zu Freyberg wird diese Blende die grobe Blende genannt, zum Unterschiede von einem strengen eisenartigen Glimmer, der daselbst gleichfalls Blende heißt, und unter die schwarzen Silbererze gehöret, weil er bis eine Mark Silber hält. 2) In der Baukunst ist Blende ein jedes blindes Fenster oder Thür, welche nur um des Ebenmaßes willen da ist; ingleichen eine Vertiefung in eine Mauer, Bilder hinein zu setzen; S. Bilderblende. 3) Wenn der Hirsch mit dem Hinterfuße die Fährte länger oder breiter macht, als sie gewöhnlich ist, und dadurch den Jäger verblendet, daß er ihn für größer und stärker anspricht, als er ist, so heißen dergleichen Tritte gleichfalls Blenden oder Blendetritte.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1064-1065.
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