Blenden

[1065] Blênden, verb. reg. act. blind machen. 1) Eigentlich. Jemanden blenden, ihm die Augen ausstechen. Einen Vogel blenden, ihn mit einem glühenden Drahte des Gesichtes berauben. 2) In weiterer Bedeutung, auf kurze Zeit blind machen, den freyen Gebrauch der Augen hindern. So blendet allzu vieles Licht, gewisse allzu helle Farben u.s.f. Ein gemeines Auge läßt sich durch den Glanz der weltlichen Güter blenden, Dusch. Muß sich denn alles um mich herum in einem so blendenden Glanze von Tugend zeigen?


So blendend weiß ist nicht der Schwan,

Weiße.


Auch die Pferde werden geblendet, wenn man ihnen vermittelst eines Leders die freye Aussicht auf die Seite benimmt. 3) Verblenden, durch eine gegebene Reitzung den freyen Gebrauch des Verstandes hindern. Geschenke und Gaben blenden die Weisen. Laß dich nicht blenden. Der Sehenden Augen werden sich nicht blenden lassen, Jes. 32, 3. 4) Einen Bienenstock blenden, ihn quer durch die Mitte der Höhe abtheilen, damit die Bienen ihn für kleiner halten, als er ist, und desto fleißiger arbeiten. Geblendete Felle sind bey den Kürschnern durch einen äußern Anstrich gefärbte, zum Unterschiede von den natürlichen. Die Thore blenden, in Belagerungen, sie den Augen des Feindes entziehen. Bey den Jägern blendet der Hirsch den Jäger, wenn er Blendetritte macht, S. Blende 2. In einem andern Verstande ist bey ihnen das Jagen geblendet, theils wenn es mit Lappen umstellet ist, damit sich das Wild scheue, theils wenn die Jagdzeuge zu Boden liegen und verrissen werden. Der Färber blendet die Zeuge, wenn er sie zum ersten Mahle in die Farbe eintaucht, und dadurch die Farbe gleichsam gründet.

Daher die Blendung, so wohl von der Handlung des Blendens in der ersten Bedeutung, als auch von demjenigen, was da blendet, in einigen besondern Fällen. In dem Festungsbaue heißet daher alles dasjenige, was man vorsetzet oder vorspannet, dem Feinde die freye Aussicht zu benehmen, eine Blendung, und in den Perspectiven sind Blendungen runde Stückchen Blech oder Pappe, das überflüssige Licht abzuhalten. S. auch Blende.

Anm. Blenden kommt schon bey dem Notker vor und ist das Activum von dem veralteten blinden, blind werden, wie senken von sinken. S. Blind.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1065.
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