Brühl, der

[1218] Der Brühl, des -es, plur. die -e, ein sumpfiger morastiger Ort, besonders wenn er mit Gebüsch bewachsen ist. Dieses Wort ist zwar größten Theils veraltet, aber es kommt noch in vielen Städten vor, wo theils Gassen, theils unbebauete Plätze diesen Nahmen führen, weil sie ehedem morastige mit Buschwerk bewachsene Örter waren, welche man nachmahls ausgetrocknet und angebauet hat. In Erfurt heißt eine gewisse wasserreiche und mit Gärten angefüllte Gegend der westlichen Vorstadt noch jetzt der Hirschbrühl, und in Leipzig führet eine lange angebauete Gasse den Nahmen des Brühls. Doch es werden wenig ansehnliche Städte in Deutschland, Frankreich und Italien seyn, wo dieses Wort nicht noch einigen Gegenden zukommen sollte.

Anm. Im Franz. lautet dieses Wort Breuil, im Ital. Broglio, im Angels. Broel, im Lateine der mittlern Zeiten Brolium, Briulum, Brollum u.s.f. Man hat allerley wunderliche Ableitungen von diesem Worte angegeben, die man in den Glossarien finden kann. Da dieses Wort auch Brogel, Brögel, im mittlern Lateine Brogilus, Brugilus, Broialium u.s.f. lautet, so scheinet es von Brūch, ein sumpfiger Ort, abgeleitet zu seyn, aus welchem durch Zusammenziehung Brühl geworden. S. das Bruch und Prudel. Das Griech.περιβολιον gehöret weder der Bedeutung noch der Abstammung nach hierher, ob es gleich viele hierher ziehen wollen. Im Osnabrückischen bedeutet Prull ein Gebüsch. Hans Sachs gebraucht Prüel für Prudel, Sumpf:


Dazu schütt man um dich vil wusts

Von Viech und leuten groß vnlusts

Des wirst vnlustig wie ein prüel,

Stinkend und trübt wie ein Misthül.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1218.
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