Brausen

[1167] Brausen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und den Schall nachahmet, den gewisse Körper, besonders das Wasser und die Luft, erregen, wenn sie in eine heftige Bewegung gerathen. 1. Eigentlich. Der Wind brauset um die beschneyeten Dächer. Das Meer schäumet und brauset. Die Flammen brauseten wie ein Sturmwind. Die Ohren brausen mir, im gemeinen Leben, figürlich, ich empfinde ein brausendes Geräusch in den Ohren. Das Sausen und Brausen der Ohren. Warum brausen deine Ungewitter, o Rache, noch immer von ferne?


Der Rache Donner braust schon über mich daher,

Weiße.


Wenn die Pferde niesen, so sagt man gleichfalls sie brausen, und im Nieders. ist brusten, prusten, Schwed. prusta, von dem Niesen überhaupt, auch der Menschen, üblich; welches Wort also nicht von dem Prosit der Anwesenden herkommt, wie sich jemand hat einfallen lassen. Aber die Pferde brausen auch, wenn sie in einer heftigen Leidenschaft ein brausendes Geräusch von sich hören lassen, wofür man im gemeinen Leben auch wohl brauschen sagt, nach dem Muster des Nieders. brusken, brüsken.


Die Gelben (die gelben Pferde) merken dieß und fangen an zu brauschen,


von Brand in Canitzens Gedichten. Die Sau brauset, in Obersachsen, wenn sie läufig ist. 2. Figürlich. 1) Gähren, von dem Biere und Weine, weil dasselbe mit einer Art von Brausen verbunden ist. Der Most brauset. Das Bier hat schon gebrauset. 2) Eine heftige Leidenschaft ausbrechen lassen. So schnaubet und brauset ein Zorniger. Auch die Jugend brauset, oder[1167] ist im Brausen, wenn sie ihren Leidenschaften den Zügel schießen lässet.

Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. brusen, im Schwed. brusa, im Griech. βριζειν, und nach einer andern Mundart βρυττειν. Im Ital. und Franz. ist brusco, brusque, zornig, ungestüm, brausend, welches mit dem Frequentativum brauschen, Nieders. brusken, überein kommt. Brausen selbst aber ist nichts anders als ein Intensivum von einem alten Verbo brauen, welches jetzt nur noch kochen bedeutet, ehedem aber ein siedendes Geräusch auch in andern Fällen ausgedruckt haben muß, wie aus dem Franz. bruir, bruit, dem Latein. bruitus, und dem Griech. βρυειν, Wasser mit einem Geräusche ausschütten, erhellet. S. auch Brauen. Das Anfangs-B ist auch hier die Partikel be; denn das Schwed. rusa, das Nieders. rusen, und die Frequentativa rieseln, rauschen, rasseln, brausen, prusten, brauschen, prasseln, und viele andere mehr, sind in verschiedenen Formen lauter Nachahmungen eines ähnlichen Schalles nach allen seinen veränderten Umständen. Das Wort Braut, in den großen Theils veralteten Ausdrücken Windsbraut und Wasserbraut, gehöret gleichfalls hierher; denn s und t sind oft nur der Mundart nach verschieden, wie schon aus dem oben angeführten Griech. βρυττειν und Latein. bruitus erhellet. S. Windsbraut.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1167-1168.
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