Dämpfen (2)

[1382] 2. Dämpfen, verb. reg. act. 1. Ersticken. 1) Eigentlich, in welcher nunmehr veralteten Bedeutung temphen, bedempfen, noch bey dem Notker, furthamfen aber bey dem Tatian vorkommt. Das Engl. to damp, und das Schwed. daempa, bedeuten gleichfalls ersticken. S. Dampf 2. Der Strick, womit ein Missethäter am Galgen erwürgt wird, führet noch den Nahmen des Dämpfleinchens. 2) Figürlich. (a) Mildern, von dem Tone. Eine Trompete, eine Trommel dämpfen, ihren starken Klang schwächen. (b) Unterdrücken, den Ausbruch einer Sache hindern. Ein Feuer dämpfen. Der Aufruhr ist noch nicht gedämpft. Sein Hochmuth wird schon gedämpfet werden. Sollte es jetzt nicht Zeit seyn, diese Unruhen durch Überlegung zu dämpfen? Gell. Eben diese Stimme wird noch jetzt in dir reden, wenn du sie nicht mit Gewalt dämpfest, Dusch. Von Personen wird dieses Wort im Hochdeutschen nicht mehr gebraucht, wie wohl häufig in der Deutschen Bibel geschiehet, wo es für unterdrücken, vertilgen, vorkommt. Wolan, wir wollen sie mit Listen dämpfen, daß ihrer nicht so viel werden, 2 Mos. 1, 10. Sie denken nur, wie sie ihn dämpfen, Ps. 62, 5. Die Ungerechten sollen ihn nicht dämpfen, Ps. 89, 23. Obgleich noch Opitz singt:


Kein Unrecht laß mich dämpfen überall,

Ps. 119.


Ingleichen an einem andern Orte:


Je mehr es dem gebühret

Der hoch erhaben wird, daß er sich dämpfen soll,


d.i. sich mäßigen. Selbst die Redensart, eines Feinde dämpfen, kommt im Hochdeutschen nur zuweilen in der Poesie, um des Reimes willen vor. Noch ungewöhnlicher ist die R.A. er wird unsere Missethat dämpfen, Mich. 7, 19, für vertilgen, die Folgen derselben aufheben. 2. In den Küchen, in einem verschlossenen Gefäße, mit Zurückhaltung des Dampfes, langsam kochen; dünsten, im Oberdeutschen schmauchen, im Niedersächs. stoven, schmoren. Fleisch, Äpfel, Birnen dämpfen. Gedämpftes Fleisch, Dämpffleisch, gedämpftes Obst.

Daher die Dämpfung, in der ersten Bedeutung. Die Dämpfung des Feuers, eines Aufruhres, seiner Leidenschaften u.s.f.

Anm. In der ersten Bedeutung kommt dieses Wort zunächst wohl nicht von Dampf, sondern von dämmen her, welches im Oberdeutschen noch jetzt bändigen, unterdrücken, bedeutet, und von welchem es das Intensivum seyn kann.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1382.
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