Dürftig

[1619] Dürftig, -er, -ste, adj. et adv. 1) Eigentlich, an irgend einer Sache Mangel leidend, bedürftig. Gott hat den Leib also vermenget, und dem dürftigen Glied am meisten Ehre gegeben, 1 Cor. 12, 24. In dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet, wo es, 2) nur noch in engerer Bedeutung gebraucht wird, an der Nothdurft, an den zum Unterhalte unentbehrlichsten Dingen Mangel leidend. Ein dürftiger Mensch. Ein Dürftiger. Er ist sehr dürftig. Tugend strahlet unter dem Schmutze eines dürftigen Lebens, wie unter dem Staube ein Demant, hervor, Dusch. Ingleichen, 3) figürlich, an der nöthigen Vollkommenheit, Kraft, Mangel leidend. Gal. 4, 9 werden die Jüdischen Ceremonial-Gesetze schwache und dürftige Satzungen genannt. Dürftige Zierathen, bey welchen zu viel Sparsamkeit mit schlechtem Geschmacke verbunden ist. Eine dürftige Manier, in den schönen Künsten. Ein dürftiger Geschmack, eine dürftige Ausflucht u.s.f.

Anm. Schon im achten Jahrhunderte lautet dieses Wort im Fränkischen durfdig, durftig. Das Hauptwort die Durft, von welchem dieses Beywort gebildet ist, kommt bey dem Kero und Ottfried häufig vor. S. auch Nothdurft. Es ist von der dritten Bedeutung des Verbi dürfen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1619.
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