Düster

[1622] Düster, -er, -ste, adj. et adv. welches nur in den gemeinen Mundarten, besonders Ober- und Niedersachsens, für dunkel, finster, gebraucht wird. Es wird düster. Eine düstere Nacht. Wir sind im Düstern wie die Todten, Es. 59, 10. Leuchte mir durch düstre Höhlen, Gryph. Ingleichen figürlich, mürrisch, verdrießlich. Durch den Umgang mit Büchern wird sie todt und düster, Gell.

Anm. Dieses ursprünglich Niedersächsische Wort lautet im Angels. dyrstre, thyster, im Engl. dusky, im Schwed. dyster. Man leitet es von dem alten du, schwarz, her, und ist diese Ableitung richtig, so ist es mit dunkel nur der Endsylbe und Mundart nach verschieden, mit welchem es auch in der Bedeutung, wenigstens in der eigentlichen, überein kommt. Es ist wahr, daß auch einige sonst gute Schriftsteller dieses Wort selbst in der höhern Schreibart gebraucht haben; allein, eben so gewiß ist es auch, daß nicht alles, was gute Schriftsteller irgend ein Mahl gebrauchen, dadurch sogleich geadelt wird, weil es, unter andern, sonst auch keine Sprachfehler geben würde. Düster ist der edlern und höhern Schreibart unwürdig, zumahl da es vor dunkel, finster u.s.f. in keinem Stücke etwas voraus hat. Eben das gilt von dem Substantive die Düsternheit, für welches Gryphius die Düsterniß gebraucht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1622.
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