Decken

[1430] Dêcken, verb. reg. act. einen Körper auf den andern ausbreiten; ingleichen mit einer Decke versehen. Das Tischtuch auf den Tisch decken, ingleichen den Tisch decken, das Tischtuch über denselben ausbreiten, um zu speisen. Es ist gedeckt, es ist für, oder auf sechs Personen gedeckt. In engerer und theils figürlicher Bedeutung gebraucht man dieses Wort zuweilen für bedecken, d.i. gänzlich decken. So sagt man in der Mathematik, daß zwey Figuren einander decken, wenn sie von Einer Größe sind, so daß sie einander bedecken können. Das Dach decken, das Gerüst des Daches mit der gehörigen Decke versehen. Ein Haus, einen Thurm, einen Stall decken. Den Wein decken, ihn mit Erde bedecken, damit er nicht erfriere. Ingleichen für zudecken. Gedeckte, oder nach der alten Mundart, gedackte Pfeifen, in den Orgeln, Pfeifen, die mit einem Deckel verschlossen sind, S. Gedackt. Wie auch figürlich, für beschützen, bedecken. Eine Stadt, einen Transport Lebensmittel decken. Ich kann dabey nichts verlieren, ich bin hinlänglich gedeckt, d.i. ich habe hinlängliche[1430] Sicherheit. Ingleichen, den Augen anderer entziehen. Der Berg deckt den Wald, bedeckt oder verdeckt ihn.

In den meisten Fällen, in welchen dieses einfache Verbum ehedem üblich war, wird jetzt das zusammen gesetzte bedecken gebraucht. Er deckte sich mit einem Mantel, 1 Mos. 38, 14. Und die Herrlichkeit des Herren wohnete auf dem Berge Sinai und deckte ihn mit den Wolken, 2 Mos. 24, 16. Mit zween (Flügeln) deckten sie ihr Antlitz, Es. 6, 2. S. Bedecken. Daher das Hauptwort die Deckung, welches doch wenig gebraucht wird, zuweilen aber auch von der Decke vorkommt.

Anm. Decken, bey dem Ottfried theken, bey dem Übersetzer Isidors dhecchan, Nieders. dekken, Dänisch däkke, Schwed. täcka, Angels. theccan, thaccian, Isländ. thaecka, Sppan. techar, kommt mit dem Latein. tegere und dem Griech. σεγειν, welches nur vermittelst des Zischlautes davon unterschieden ist, genau überein. Es scheinet zunächst der Niederdeutschen Mundart anzugehören; denn in der obern Mundart lautete es dachen, dagen, tagen, bey dem Kero dahhan, bey dem Tatian tahan, bey dem Ottfried thagan, bey dem Stryker dagen; von welcher Form nicht nur Dach, sondern auch noch das Participium gedackt für gedeckt, bey den Orgeln, herstammet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1430-1431.
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