Dom, der

[1512] Der Dom, des -es, plur. die -e. 1) Eigentlich, eine Art eines runden, hohen Daches, welches man noch häufiger eine Kuppel zu nennen pfleget, S. dieses Wort. Eine Kirche mit einem prächtigen Dome. Diese Bedeutung ist zwar im Hochdeutschen selten, allein im Oberdeutschen kommt sie noch zuweilen vor. 2) Figürlich, eine Kirche mit einem Dome, und weil nur die bischöflichen Kirchen ehedem auf diese Art gebauet wurden, eine Kirche, an welcher sich ein Hochstift befindet, eine Kathedral-Kirche, oder die Hauptkirche eines Erzbischofes oder Bischofes; eine Domkirche. In dieser Bedeutung ist das Wort heut zu Tage, besonders im Hochdeutschen, noch am üblichsten. In weiterer Bedeutung wird zuweilen im gemeinen Leben auch eine jede Stiftskirche, eine Collegial-Kirche, ein Dom, oder eine Domkirche genannt, wie z.B. von dem Dome zu Erfurt bekannt ist, obgleich auch dieser anfänglich zu einer bischöflichen Kirche gestiftet worden.

Anm. Im Deutschen kommt dieses Wort wohl am ersten in den Monseeischen Glossen vor, wo Tuom, durch matrix, d.i. eine Mutterkirche, oder Kathedral-Kirche, erkläret wird. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort noch jetzt Thum. Der Mangel der Kenntniß der eigentlichen Bedeutung hat Wachtern und viele andere verführet, dieses Wort von dem veralteten Duom, Thuomo, Gericht, Gewalt, abzuleiten, S. Thum, welcher Ableitung selbst ein sonst so scharfsichtiger Ihre beypflichtet, welcher glaubet,[1512] die Domkirchen hätten von der mit denselben verbundenen geistlichen Gerichtsbarkeit den Nahmen. Allein δωμα, in dem mittlern Lateine Doma, bedeutete anfänglich einen Altan, hernach eine Kuppel, welche Bedeutung das Franz. Dome noch jetzt hat. S. du Fresne Gloss. v. Doma. Domo, Duomo, ist im Ital. gleichfalls eine Kathedral-Kirche, und es ist glaublich, daß die Deutschen das Wort aus dieser Sprache entlehnet haben. Wäre diese Ableitung nicht vorzüglich wahrscheinlich, so würde das Lat. Domus alle Mahl eine bessere Abstammung an die Hand geben, als das veraltete Duom, Gericht; indem die Kirchen in den mittlern Zeiten sehr oft ein Haus, domus, desjenigen Heiligen genannt werden, zu dessen Ehre sie gestiftet waren. S. auch Münster.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1512-1513.
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