Ein (2)

[1686] 2. Ein, eine im Hochdeutschen außer der Zusammensetzung veraltete Partikel, welche nur noch in einigen besondern Redensarten üblich ist. Sie ist die Präposition in nach einer rauhern Oberdeutschen Aussprache. Man gebraucht sie noch in einigen Ausdrücken, wo eigentlich in mit dem Accusative stehen sollte, in welchem Falle das ein hinter das Hauptwort gesetzet wird. Jahr aus, Jahr ein, das ganze Jahr hindurch. Der Hase lief Berg ein, lief in das Gebirge. Feld ein rennen. Einem quer Feld ein kommen.


Den Pilgram, welchen du siehst außer Weges wallen,

Und irrig gehn Wald ein,

Opitz.


Kein Tag wird Abend ein nicht eilen ohne Schrecken,

Opitz.


Laß mein Schreyen kräftig seyn,

Daß es dringe Himmel ein,

Opitz. Ps. 102.


Du hättest mich, o Feind, gefället,

Und stießest heftig zu mir ein,

Opitz. Ps. 118.


Welche Arten des Ausdruckes doch im Hochdeutschen ungewöhnlich sind.

Am häufigsten ist diese Partikel noch in vielen Zusammensetzungen üblich, theils für in, wie in Einung für Innung, Eingeweide, eingeboren, in einem Lande geboren, einländisch, einheimisch, Einwohner; theils für hinein, oder für in, wenn es eine Bewegung in einen Ort hinein ausdrucket, darein, herein, hinein u.s.f. besonders mit vielen Zeitwörtern, in welchen diese Bedeutung zum Grunde lieget, wenn sie gleich in besondern Fällen besondere Nebenbedeutungen bekommen. S. In, und die folgenden Zusammensetzungen.

Man muß die mit diesem Neben- oder Vorworte zusammen gesetzten Wörter nicht mit denjenigen verwechseln, in welchen ein das Zahlwort ist, wohin unter andern einäugig, Einbeer, Einblatt, Einfalt, einfältig, einmüthig, einsylbig u.s.f. gehören.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1686.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: