Empfindlich

[1799] Empfindlich, -er, -ste, adj. et adv. 1) Fähig, leicht zu empfinden; besser empfindsam. Das Auge ist sehr empfindlich, es empfindet alles sehr leicht. Kinder haben sehr empfindliche Nerven. Er ist sehr empfindlich, er empfindet alles sehr bald und lebhaft. Besonders, fähig leicht Unlust, Zorn zu empfinden, fähig sich bald beleidiget zu finden, in der Sprache des Umganges. Ein empfindlicher Mensch. Wer wollte so empfindlich seyn! 2) Wirklich Empfindungen habend, doch nur in engerer Bedeutung, Empfindungen des Zornes, des Unwillens habend. Empfindlich werden. Darüber ward er empfindlich, und sagte mir die unverschämtesten Dinge, Gell. Die Mama möchte sonst empfindlich werden, wenn er erst zu mir käme, ebend. 3) Was empfunden wird, besonders was lebhaft empfunden wird. Ein empfindliches Vergnügen. Besonders von den Empfindungen des Schmerzens, der Unlust, des Zornes. Das ist ein empfindlicher Schmerz. Ich will ihn empfindlich strafen. Der Tod deines Vaters war mir sehr empfindlich. Sie scherzt empfindlich und doch fein, Less. Er gab mir sehr empfindliche Reden. Wenn sie mir noch ein empfindliches Wort sagen. 4) Empfindung verrathend, an den Tag legend. Wenn sie mich nur mit einer empfindlichen (zärtlichen) Miene belohnet hätte, Gell. Ich weiß ihre Großmuth durch nichts, als die empfindlichsten Thränen zu belohnen ebend.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1799.
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