Enden

[1807] Ênden, verb. reg. so in dreyfacher Gestalt gefunden wird. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, aufhören, besonders aufhören zu reden.


Hier endet Zevs, verneigt sich tief und geht,

Wiel.


Welche Form aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. 2. Als ein Reciprocum, sich enden, aufhören sich auszudehnen, ingleichen von der Dauer, aufhören zu seyn. Die Grenze endet sich am Meere, Jos. 17, 9. Wenn wird sich der Streit enden? Im Hochdeutschen ist dafür das folgende endigen üblicher. 3. Als ein Activum. 1) Einer Sache ein Ende machen, machen daß etwas aufhöret zu seyn. Sein Leben enden, sterben. Seine Regierung enden, aufhören zu regieren. 2) In engerer Bedeutung, zu Ende bringen, zu Stande bringen und beschließen, vollbringen. Wir wollen die Sache mit Gottes Hülfe schon enden. Wir wollen die Sache zu unserm Vortheile enden, Gell.


Kaum daß der Zofe Hand den langen Anputz endet,

Zachar.


In beyden Bedeutungen ist im Hochdeutschen auch endigen üblich. 3) Mit einem Ende, dem Raume nach versehen, besonders bey den Böttchern, wo die Dauben geendet werden, wenn man sie auf dem Endstuhle an beyden Enden stämmet. Daher die Endung, S. unten besonders.

Anm. Bey dem Kero lautet dieses Zeitwort mit der Partikel ge, kianton, keentan, bey dem Tatian gienton, bey dem Übersetzter Isidors endon, bey dem Ottfried enton, im Angels. endian, im Holländ. enden, im Dän. ende, im Engl. to end, im Schwed. aenda. In der alten Alemannischen Mundart war es auch absolute für sterben üblich. Ther geendido, der Verstorbene, in den Fränkischen Capitul. Pilatus wuntrota oba her ju entuti, bey dem Tatian, Pilatus wunderte sich, daß er schon gestorben sey; von welcher Bedeutung noch bey den Jägern das Zeitwort verenden üblich ist, S. dasselbe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1807.
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