Entsehen

[1835] Entsehen, verb. irreg. recipr. (S. Sehen,) sich scheuen, sich entblöden. Er entsahe sich nicht, mir Unwahrheiten vorzusagen. Entsiehest du nicht, vor mir zu erscheinen?

Anm. Im Nieders. sik entseen, im Holl. ontzien, Nieders. Entsag, und Holl. Ontzag, die Scham, der Scheu. Sehen scheinet in dieser Zusammensetzung nicht das Activum videre, sondern das Neutrum scheinen zu seyn. Sich entsehen würde also eigentlich bedeuten, seine Gesichtsfarbe verändern, sich entblöden. Ehedem bedeutete dieses Wort auch gewahr werden, sehen; ingleichen ersehen, nach einer nicht seltenen Verwechselung des ent und er.


Also ward ich von grosser libe entsehen

Von der besten u.s.f.

Heinr. v. Morunge.


Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1835.
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