Feld, das

[89] Das Fêld, des -es, plur. die -er, Diminut. das Feldchen, Oberd. Feldlein. 1. Eigentlich, ein ebener Theil der Oberfläche des Erdbodens, im Gegensatze des Gebirges. 1) Im eigentlichsten Verstande, in welchem es in der Deutschen Bibel nicht selten ist. Beyde auf den Bergen und auf den Feldern, Ier. 17, 3. In das Feld, das Königthal heißet, 1 Mos. 14, 17. So auch, das Feld Moab, 4 Mos. 21, 20. Das Feld Edom, 1 Macc. 4, 15. Das Feld Ephraim und Samaria, Obadja 19. Die elysäischen Felder, der Aufenthalt der Tugendhaften nach diesem Leben, in der Mythologie der Griechen und Römer. Daß diese im Hochdeutschen jetzt größten Theils veraltete Bedeutung vermuthlich die erste und eigentliche ist, wird unten aus der[89] Anmerkung erhellen. 2) Figürlich, werden noch in der Baukunst, bey den Holzarbeitern und in verschiedenen Lebensarten ebene mit Leisten oder auf andere Art eingefaßte Vertiefungen einer Sache Felder genannt. Dergleichen sind die Zwischenräume zwischen den Balken an den Decken der Gebäude, S. Felderdecke, die leeren Plätze einer hölzernen Wand, welche durch die Verbindung der Säulenbänder und Riegel entstehen, und auch Fächer oder Fache heißen; bey den Faßbindern, der Raum eines Fasses zwischen den Reifen; in der Wapenkunst, die Oberfläche des Schildes oder eines Theiles desselben, zum Unterschiede von den darin befindlichen Bildern, Figuren u.s.f. ein goldner Löwe im blauen Felde, welche in andern Fällen der Grund genannt wird u.s.f. Vermuthlich geschiehet es auch in dieser Absicht, daß die Seefahrer große Eisflächen in den nördlichen Gewässern Eisfelder zu nennen pflegen.

2. In figürlichem Verstande, in welchem dieses Wort unter verschiedenen theils Erweiterungen, theils Einschränkungen üblich ist. 1) In weiterer Bedeutung, der außerhalb der Stadt, des Dorfes befindliche Theil der Oberfläche der Erdkugel, er mag nun eben oder bergig seyn, der Zwischenraum zwischen den Städten und Dörfern. In diesem Verstande werden oft alle zu einem bewohnten Orte gehörigen unbeweglichen Güter, sie mögen nun aus Getreideland, oder aus Wiesen, Wäldern, Weinbergen u.s.f. bestehen, die Flur, das Feld genannt. Das Stadtfeld. Das Lindenauer Feld. Auf freyem Felde. Das Wild und die wilden Thiere auf dem Felde, 2 Mos. 23, 11. Jer. 27, 6. Ein Rehe auf dem Felde, 2 Sam. 2, 18. Mit den Außenwerken weit ins Feld rücken. Soll in diesem Verstande ein ebener Theil der Erdfläche bezeichnet werden, so pfleget man die Beywörter flach und eben beyzufügen, wofür in der Deutschen Bibel auch Blachfeld üblich ist. Dahin gehören auch die im gemeinen Leben üblichen adverbischen und theils figürlichen Redensarten, über Feld gehen, fahren, verreisen, über Feld seyn, verreiset seyn, über Feld herkommen, 2 Sam. 11, 10, von einem fremden Orte; welche Ausdrücke doch nur von kurzen Reisen, welche sich nicht weiter, als von einem nahen Orte zum andern erstrecken, gebraucht werden. Die Sache steht noch im weiten Felde, ist noch sehr ungewiß. Seine Liebe steht noch in weitem Felde. Hier haben sie ein weites Feld vor sich, einen reichhaltigen Gegenstand, von welchem sich viel sagen lässet. Unsere Pflichten sind ein weites Feld für unsere Tugend, Gell. 2) In engerer Bedeutung, unter verschiedenen Beziehungen. (a) In Beziehung auf ein Kriegsheer, so fern es sich, wenn es thätig ist, außer den Städten in Lägern u.s.f. aufhält; ohne Plural. Zu Felde gehen. Im Frühlinge pflegen die Truppen in das Feld zu rücken, in das Feld zu ziehen, S. Feldzug. Der Feind getrauet sich nicht, das Feld zu halten, wenn er sich in befestigte Örter wirft. Eine Armee in das Feld stellen. Zu Felde liegen, sich zu Felde rüsten, zu Felde blasen, zum Marsche, sind im Hochdeutschen veraltet. In noch engerer Bedeutung bezeichnet es den Platz, welchen zwey Heere in der Schlacht einnehmen. Der Feind wurde aus dem Felde geschlagen. Das Feld räumen, verlieren. Das Feld behalten, behaupten, den Sieg davon tragen; im mittlern Lateine campum obtinere. (b) In Beziehung auf den Bergbau, der Theil eines Gebirges, welcher gebauet wird, oder gebauet werden kann, auch ohne Plural. Das Feld aufschließen, sich mit Kübel und Seil ins Feld legen, das Feld verfahren, es mit Strecken und Stöllen öffnen, den Bergbau in demselben anfangen. Unerschroten Feld, wo noch keine Arbeit geschehen ist. In engerer Bedeutung, der einer Zeche zum Baue eigenthümlich angewiesene Theil eines Gebirges. Sein Feld erstreckt sich so weit.[90] Einem andern in das Feld kommen. (c) In Beziehung auf den Ackerbau, der zum Getreidebau bestimmte oder bequeme Theil der Erdfläche, im Gegensatze der Wiesen, Wälder u.s.f. (S. Acker,) wo dieses Wort oft collective ohne Plural, oft aber, wenn mehrere einzelne Flächen dieser Art ausgedruckt werden sollen, mit dem Plural üblich ist. Das Feld bauen, es zur Hervorbringung des Getreides geschickt machen; ingleichen sich dieser Beschäftigung vorzüglich widmen, S. Bauen und Feldbau. In das Feld fahren, zu Felde fahren. Mist auf das Feld führen. Die Frucht steht noch auf dem Felde. Der Ackermann zieht zu Felde, mit dem Pfluge. Auch das Wild ziehet oder gehet zu Felde, wenn es sich aus den Wäldern auf das Getreidefeld begibt. Gebauete Felder. Die Felder liegen brache. Im gemeinen Leben bezeichnet dieses Wort auch den Ackerbau, oder Feldbau selbst. Äcker, welche man um der Nässe willen, nicht zu Felde nutzen kann, macht man zu Wiesen; S. Feldwiese. In engerm Verstande verstehet man unter Feld auch das, was an andern Orten eine Art genannt wird. Funfzig Acker ins Feld haben, d.i. in jeder Art, welches, wenn drey Arten üblich sind, 150 Äcker ausmacht. Figürlich bedeutet Feld die Sache, deren man vor andern kundig ist, mit welcher man sich vor andern gern beschäftiget. Aber lassen sie mich nur erst in mein Feld kommen, Gell. Ehedem war es auch, so wie Acker, ein gewisses Feldmaß; eines veldes lanc, in dem alten Gedichte auf den h. Ano; S. Feldweges. 3) * In der weitesten Bedeutung, welche aber im Hochdeutschen veraltet ist, ein ganzes Land, eine Provinz. Und sandte es in alle Feld des Erbes Israel, Richt. 20, 6; in alle Länder Israelitischen Erbtheils, Michael.

Anm. Die meisten der bisher angeführten Bedeutungen kommen auch in den folgenden Zusammensetzungen vor. Dieses Wort lautet schon im Longobard. Feld, bey dem Ottfried und Notker Feld und Felde, bey dem Willeram Velt, im Nieders. Dän. und Schwed. Felt, im Angels. Feld, Faeld, Fild, im Engl. Field, im Esthländ. Pöld. Frisch leitet es von fällen ab, weil die Fruchtfelder durch Ausrottung der Wälder und Fällung der Bäume entstehen; Wachter von dem alten fela, Krieg führen, und dem Lat. Bellum; Ihre aber von platt, eben, gleich, Isländ. fletia, eben machen, weil Feld im Angels. auch Flet lautet. Dem sey, wie ihm wolle, so scheinet der Begriff der Ebene wirklich der erste und herrschende in diesem Worte zu seyn. Im Schwed. ist Fala noch jetzt eine Ebene. Weiter wird sich die Abstammung eines so alten und so wenig veränderten Wortes mit Gewißheit wohl nicht treiben lassen, ob man gleich verschiedene wahrscheinliche Muthmaßungen anführen könnte. Das Nord. Fjäld, Field, ein jähes Gebirge, Felsenrücken, scheinet hiervon ganz verschieden zu seyn, S. Felsen. Im Phrygischen bedeutete βυλτƞ, dem Hesychius zu Folge, ein Land, und Frisch beweiset, daß in den mittlern Zeiten villa und Feld oft für einander gesetzt worden, von welcher Verwechselung noch in Bielefeld, Birkenfeld, Eichsfeld und andern Nahmen von Städten und Dörfern Spuren vorhanden sind.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 89-91.
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