Fenster, das

[109] Das Fênster, des -s, plur. ut nom sing. Dimin. das Fensterchen, Oberd. Fensterlein. 1) Diejenige Öffnung in einer Mauer oder Wand, durch welche das Licht in ein Zimmer fällt. An das Fenster treten. Zum Fenster hinaus sehen. Den ganzen Tag am Fenster liegen. Sich in das Fenster legen. Aus hohen Fenstern sehen, figürlich stolz thun. Zehen Thaler zum Fenster hinaus werfen, figürlich, unnütz ausgeben. 2) Diejenige Materie, womit diese Öffnung ausgefüllet wird, und welche das Licht durchlässet, nebst ihrem Rahmen. Das Fenster öffnen, aufmachen. Ein Drahtfenster, Papierfenster. Besonders wenn diese Materie Glas ist. Die Fenster einschlagen. Jemanden die Fenster einwerfen. Die Fenster sind gefroren, schwitzen. 3) Figürlich führen auch zwey Öffnungen in der Trommelhöhle des Ohres diesen Nahmen, davon die eine das runde, die andere aber das eyförmige Fenster genannt wird. Ein leerer Platz, welchen man im Schreiben lässet, heißt im gemeinen Leben gleichfalls das Fenster. Die Fenster eines Taubenschlages, für Fluglöcher, Es. 60, 8, Die Fenster des Himmels, 1 Mos. 7, 11, und die Fenster, d.i. die Augen, Pred. 12, 3, sind im Hochdeutschen ungewöhnlich.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Willeram Venstro, unter den Schwäbischen Kaisern Venster und im Dimin. Vensterlin, im Nieders. Finster, im Schwed. Fönster, im Wallis. Ffenestr, im Epirot. Fniestra. Es ist unstreitig aus dem Lat. Fenestra entlehnet, zumahl da die übrigen nördlichen und abendländischen Europäer ihre ganze heutige Bauart aus Italien bekommen[109] haben. Indessen kann es seyn, daß dieses Wort, wenigstens der ersten Hälfte nach, von dem Goth. und Isländ. Fon, Feuer, Licht, Griech. φελλος, Glanz, φαινομαι, ich scheine, und Hebr. בנה, zeigen, sehen, abstammet. S. Funke, Fein. Im Oberd. hat man statt dieses Wortes auch Beye, Peye, welches mit dem Franz. Baye, Bée und béer überein kommt. Die Engländer nennen ein Fenster Window, und die Schweden Windöga, entweder auch von dem oben bemerkten Stamme, oder von Wind, der oberste Theil des Hauses.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 109-110.
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