Freylich

[298] Freylich, adverb. welches in doppeltem Verstande gebraucht wird. 1) Als eine bejahende Partikel, für allerdings, gewiß. Hast du es gehöret? Antw. Freylich habe ich es gehöret. Ich sende dich ja nicht zum Volk, das eine fremde Rede und unbekannte Sprache habe – Ja freylich nicht zu großen Völkern u.s.f. Ezech. 3, 5, 6. So mußt du freylich auch unter den Unbeschnittenen zerschmettert werden, Kap. 32, 28. Da sie übermüthig ist, so ist sie freylich einigen Demüthigungen ausgesetzt, Gell. Nach einer so großen Erschöpfung konnten die Lebensgeister freylich nicht wieder so bald gesammelt werden.


Ja wenn ich unvorsichtig wäre,

Da freylich schnitte mich die Schere.

Gell.


2) Als eine zugebende Partikel, für zwar, da denn im Nachsatze das aber folget. Er ist freylich um sein Vermögen gekommen, aber er hat etwas gelernet, Gell. Der Tugendhafte ist sich freylich seiner guten Absichten bewußt, aber auch des versäumten Guten, ebend. Du bist freylich nicht die schönste, aber du wirst gewiß auch versorgt werden, ebend. Zuweilen bekommt der Nachsatz statt des aber eine andere Partikel, oder bleibt auch gar weg. Das ist nun freylich ein schlimmer Umstand; doch wir wollen sehen, wie wir ihm abhelfen. Freylich wäre die Eintheilung nicht uneben, wenn nur u.s.f. Freylich bist du älter als deine Schwester, und solltest also auch eher einen Mann haben, Gell.

Anm. Diese Partikel lautet im Dän. frilig und im Schwed. friliga. Wachter hält sie für neu, und leitet sie von dem Franz. vrai ab. Allein sie gehöret unstreitig und Deutschen zu, und ist ohne Zweifel eine elliptische Art des Ausdrucks, welche ungefähr so viel bedeutet: daß ich es frey gestehe. Kero gebraucht frilihh als ein Beywort für frey, und das Nieders. frijliken ist noch in dieser Gestalt für frey, ungehindert, üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 298.
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