Gliedmaß, das

[723] Das Glīedmāß, des -es, plur. die -en, ein Glied; ein Wort, welches nur noch in der anständigen Sprechart von den Gliedern des menschlichen Leibes, besonders von den größern, auch wohl zuweilen von den Gliedern größerer Thiere, gebraucht wird, da es denn im Plural am üblichsten ist. Starke Gliedmaßen haben. Die Gliedmaßen seines (des Leviathans) Fleiches hangen an einander, Hiob 41, 14. Diese Gliedmaßen hat mir Gott vom Himmel gegeben, 2 Macc. 7, 11. Seine gesunden Gliedmaßen haben. Und ich an deinem Leibe ein Gliedmaß ewig bleibe, in dem Liede, Wo soll ich fliehen hin; in welcher figürlichen Bedeutung es doch im Hochdeutschen ungewöhnlich ist.

Anm. Im Nieders. Ledemat, im Holländ. Ledemacte, im Schwed. Ledamot. Die letzte Hälfte ist nicht das Hochdeutsche Maß, mensura, sondern das alte Mat, Mot, Verbindung, Vereinigung, wovon Mat im Holländischen noch einen Gesellen, Collegen, Mot im Isländ. Begegnung, Versammlung, und möten im Nieders. begegnen, entgegen gehen, Möte und Gemöte, Engl. Meeting, Begegnung bedeutet. Die Hoch- und Oberdeutschen haben das t ihrer Gewohnheit nach in den Zischlaut verwandelt und Maß daraus gemacht, und es scheinet, daß unser Masche, Mischen, und vielleicht auch Metze, gleichfalls davon abstammen. Gliedmaß bedeutet also, so wie Glied, eigentlich und zunächst das Gelenk eines Gliedes, in welchem Verstande es im Nieders. Holländ. und Schwed. noch jetzt gebraucht wird. Einige gebrauchen es im männlichen Geschlechte, der Gliedmaß, allein, alsdann müßte es in den folgenden Endungen entweder des -es, plur. die -e, oder des -en, plur. die -en, haben; beyde Abänderungen aber sind ungewöhnlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 723.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: