Halde, die

[917] Die Halde, plur. die -n. 1) * Die jähe, abhängige Seite eines Berges, oder einer Anhöhe; eine nur noch im Oberdeutschen übliche Bedeutung, in welcher es auch als ein Beywort üblich ist. An halden und jähen Örtern, Matthes. Bey andern lautet dieses Beywort hallig, haldicht, abhäldig, aufhäldig, niederhällig u.s.f. welche, so wie die zusammen gesetzten Berghalde und Thalhalde, noch hin und wieder im Oberdeutschen vorkommen. 2) * Ein Hügel, er sey groß oder klein; gleichfalls am häufigsten im Oberdeutschen, wo Halde, Haldine, Halle einen jeden Hügel bedeutet. Bey den Sächsischen Bergleuten sind Halden diejenigen Hügel von Schutt, tauber Erde und Gestein, welche aus den Bergwerken gefördert werden, oder nach der Berg- und Hüttenarbeit übrig bleiben; Schutthaufen. Die Halden ausklauben, eben daselbst, das darunter aus Versehen gerathene Erz aussuchen. Eine Halde einebenen, sie abtragen und eben machen. Halden stürzen, durch Zusammenführung tauber Erde und Steine solche Halden machen. Eine Gewerkschaft auf die Halde setzen, im Bergbaue, ihr das Feld, das Recht an einem Gange gerichtlich absprechen. Nach einer andern Figur bedeutet, jemanden auf die Halde setzen, bey den Bergleuten so viel, als ihn betriegen, hintergehen.

Anm. Es ist ein sehr altes Wort, welches in Boxhorns Glossen Haldo, im Dän. Häld, im Böhm. Halda, im Spanischen Halde, in den Florentinischen Glossen Halda lautet. Daher kommt auch das Zeitwort helden, neigen, welches bey dem Notker mehrmahls vorkommt. Helde ze mir din ora, Notker, und an einem andern Orte lautet es bey ihm halten. Um Vesper-Zitt, da sich die Sunn vast haltet, da sich die Sonne[917] neiget, Etterlin bey dem Frisch. Das Lat. altus, hoch, welches der Hauptbegriff in diesem Worte zu seyn scheinet, ist genau damit verwandt. Die Niedersächsische Mundart hat noch das Zeitwort hellen, welches so wohl abhangen, sich neigen, als auch von einem abhängigen Orte herunter fließen, und endlich auch active, abhängig machen, bedeutet. Eine Tonne hellen, sie hinten in die Höhe heben, damit sie abhängig werde. Nach einer Figur stammet daher das Nieders. hilde, hurtig, geschäftig. Halde und Hügel sind bloß in den Endsylben unterschieden; beyde kommen von dem alten ha, hoch, her, welches in einigen Sprecharten einen starken Hauch, in andern den Blaselaut, wie in Haufe, in andern aber das flüssige l angenommen hat. Im Engl. heißt ein Hügel nur Hill. S. Hoch, Hügel, Haufe u.s.f. daher Frischens Ableitung von halten, weil man an einem Berge halten müsse, von selbst wegfällt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 917-918.
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