Junker (2), der

[1454] 2. Der Junker, des -n, plur. die -n, ein aus junger Herr zusammen gezogenes Wort. 1) Ehedem ein Ehrentitel der Prinzen und Söhne des Herrenstandes oder hohen Adels, ingleichen der jüngern Brüder regierender Herren, welche erstern im mittlern Lateine Juniores, Domicelli und Heriles genannt wurden; eine sehr alte Benennung, welche noch unter den Tartarischen Völkern üblich ist, wo der Sohn eines regierenden Herren noch jetzt Chonkar genannt wird. In den Gesetzen der Westgothen Junk-Haerra, und im Schwed. Ungherrar, Ungarar. Beyspiele aus Deutschen Urkunden führet Schilter an. Im Schwabenspiegel bedeutet Junkher in weiterer Bedeutung einen freyen Jüngling, im Gegensatz eines leibeigenen. 2) Heut zu Tage wird es nur noch von einem Jungen von niedern Adel, und auch hier nur noch im gemeinen Leben gebraucht, da in der[1454] anständigern Sprechart Herr von – üblicher ist. S. Stückjunker, Fahnjunker, Hofjunker, Kammerjunker, Jagdjunker u.s.f. wo es noch als ein Titel gebraucht wird. 3) In weiterer Bedeutung verstehet man unter dem Nahmen eines Junkern auch wohl einen schon erwachsenen Edelmann, obgleich mit einiger Verachtung. Ein Landjunker, ein Landedelmann, ein Stadtjunker, ein Stadtedelmann. Ehedem war es auch in dieser Bedeutung rühmlicher, daher man die Domherren auch wohl Gottesjunkern nannte. Salzjunkern sind noch in einigen Städten adelige Besitzer der Salzpfannen; und in denjenigen Städten, wo der Stadtrath von Adel war, wurden dergleichen Rathspersonen häufig Junkern genannt. 4) Figürlich wird das in Marburg gebrauete Bier, vermuthlich wegen seiner Güte, daselbst Junker genannt. Im Tockadille wird man Junker, wenn man im Spiele müßig zusehen muß.

Anm. In dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter noch Junkherre, im Nieders. und Dän. gleichfalls Junker. Aus der Zusammensetzung dieses Wortes erhellet, daß die Abänderung des Junkern und im Plural die Junkern, derjenigen vorzuziehen ist, wo man den Genitiv Junkers und den Plural Junker macht. Das Zeitwort junkeriren, Schwed. junkerera, seine Tage in Wohlleben und Müßiggang zubringen, ist nur in den niedrigen Sprecharten gangbar.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1454-1455.
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