Kühlen

[1819] Kühlen, verb. reg. welches in doppelter Gestalt gefunden wird.

1. * Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, kühl seyn; eine im Hochdeutschen unbekannte Bedeutung.


Wie, wenn es noch kühlt,

Mit ihrer schönen Gluth die Morgensonne spiele,

Opitz.


Ingleichen kühl werden, in welchem Verstande Ottfried figürlich sagt, nu lazet kuelen iu thaz muat, lasset sich euren Zorn legen. Im Hochdeutschen ist es auch hier ungewöhnlich.

2. Als ein Activum, kühl machen. 1) Eigentlich. Der Thau kühlet die Hitze, Sir. 18, 16. Sich kühlen, wofür doch abkühlen üblicher ist. Das Wetter kühlet sich, sagt man im gemeinen Leben, wenn man ferne Blitze siehet, ohne den Donner zu hören. Kühlende Arzeneyen. Die Melonen kühlen zu sehr. Auf den Schiffen wird das Getreide gekühlet, wenn es umgewendet wird, damit es sich nicht erhitze. 2) Figürlich, von Leidenschaften und Gemüthsbewegungen, welche mit einer Hitze verglichen werden, sie befriedigen, und sie dadurch aufhören machen, besonders von dem Zorne. Bis mein Grimm sich an dir gekühlet habe, Ezech. 24, 13. Seinen Muth oder sein Müthchen an jemanden kühlen, seinen Zorn, seine Rache wider ihn befriedigen. Das Glück scheint an dir sein Müthchen zu kühlen.

Daher die Kühlung, S. solches hernach besonders.

Anm. Bey dem Ottfried kualen, der es auch figürlich für erfrischen, erquicken gebraucht, bey dem Notker chuolen, im Nieders. kölen, im Angels. colan, im Engl. to cool, im Schwed. kyla.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1819.
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