Kanzel, die

[1494] Die Kanzel, plur. die -n, eigentlich, ein jeder mit Schranken eingeschlossener, oder abgesonderter Ort; in welchem Verstande es aber nicht üblich ist, indem man es nur von dem[1494] erhöheten hohlen Sitze in der Kirche gebraucht, von welchem die Predigten an das Volk gehalten werden; ein Predigerstuhl. Die Kanzel betreten, besteigen, auf die Kanzel treten oder steigen. Die Kanzel noch nicht betreten oder bestiegen haben, noch nicht geprediget haben.

Anm. Aus dem mittlern Lat. Cancellus, daher es eigentlich der Kanzel heißen sollte. Das mittlere Lat. bedeutete einen jeden mit Schranken abgesonderten Ort, besonders aber das auf solche Art eingeschlossene Chor der Kirche, Engl. Chancel, in welchem vermuthlich anfänglich auch die Kanzel angebracht war, so wie sie sich auf dem Lande noch jetzt gemeiniglich über dem Altare befindet. Im Oberdeutschen wird auch ein jeder Lehrstuhl eine Kanzel genannt, wofür im Hochdeutschen das Griech. Katheder üblich ist. S. Kanzelley.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1494-1495.
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