[1497] Die Kappe, plur. die -n, Diminut. das Käppchen, Oberd. das Käpplein, ein altes Wort, welches in seiner weitesten Bedeutung, die Bedeckung, die äußerste Bekleidung einer Sache bezeichnet.
1. Überhaupt, wo es schon im Hebr. כבה und noch jetzt im Lappländ. Kappod lautet. In den Monseeischen Glossen wird Chappa durch Operimentum erkläret. Im Deutschen ist es in dieser Bedeutung nur noch in einigen einzelnen Fällen üblich. In den Niedersächsischen Marschländern heißt die Oberfläche eines Deiches zwischen den Abdachungen, welche sonst auch der Kamm genannt wird, die Kappe. In dem Bergbaue sind die Kappen theils die horizontalen Querhölzer oben über einem Stollen, damit die Erde nicht herunter falle, theils diejenigen Hölzer, welche in einem Schachte den Jöchern entgegen gesetzet werden, damit sie nicht zusammen fallen. Eben daselbst werden die eisernen Schienen über die Reifen an den Tonnen und Kübeln, welche zu ihrer Befestigung dienen, Kappen genannt.
2. In engerer Bedeutung.
1) Eine rundliche Bedeckung oder Bekleidung des äußersten Endes eines Dinges, in welcher Bedeutung es noch in vielen einzelnen Fällen üblich ist. Das Gewölbe eines Backofens heißt dessen Kappe. An den Kanonen ist es das kleine hölzerne Dach über dem Zündloche; im Bergbaue ein eisernes Band über dem Bläuel, S. Kappeneisen; an dem Griffe eines Officier Pallasches bey der Reiterey, ein hohles Stück von Messing, welches[1497] den Griff endiget und gemeiniglich die Gestalt eines Adlerkopfes hat; an den Dreschflegeln zwey in einander geschlungene Stücke Leder, deren eines das Ende des Flegels, das andere aber das Ende der Handruthe umgibt, beyde mit einander zu verbinden, im mittlern Lat. Capa, S. Flegelkappe; in der Landwirthschaft ein Eisen am Ende der Deichsel; im gemeinen Leben, rundliche Besetze an den Enden der Strümpfe; an dem Getreide der Schoßbalg, oder die Scheide; und so in andern Fällen mehr.
2) Ein Kleidungsstück, wo es,
(a) ehedem eine Art einer weiten Oberkleidung in Gestalt eines Mantels war, tunica talaris, welche in mittlern Lat. so wohl Capitium als Capa genannt wurde, und im Oberdeutschen noch nicht ganz veraltet ist. Die Mönchskappe, die Mönchskutte. Daher die R.A. gleiche Brüder (d.i. Mönche) gleiche Kappen; Kappen machen keine Mönche; die Kappe ausziehen, den Mönchsstand verlassen; einem jeden Narren gefällt seine Kappe u.s.f. wo aber auch die folgende Bekleidung des Kopfes verstanden werden kann. Die Reiterkappe, war ehedem ein Reitrock, und im Oberdeutschen wird ein Regenmantel noch jetzt eine Regenkappe genannt. S. auch Harzkappe. Im Dänischen ist Kaabe gleichfalls ein Mantel.
(b) In engerer Bedeutung, eine Bekleidung des Hauptes. (α) Ehedem wurde es in allen Europäischen Sprachen häufig für einen Hut gebraucht, wie das Angels. Caeppe, das Engl. Cap, und noch jetzt das Franz. Chapeau und Wallachische Kappella. (β) Im Oberdeutschen bedeutet es noch eine Mütze des männlichen Geschlechtes, so wie das Nieders. Kipse von einer Mütze des weiblichen gebraucht wird. (γ) Eine mit einem Zipfel versehene und an dem Kleide befestigte Bedeckung des Hauptes, dergleichen noch verschiedene Arten der Mönche, so wie die Frauenzimmer an ihren Saloppen tragen, wo man sie aber mit Französischen Ausdrücken lieber Capouschen und Cappiischons zu nennen pflegt. (δ) Eine Bekleidung des Hauptes, welche vorn über das Gesicht herunter hänget, und dasselbe zugleich mit bedecket, dergleichen das weibliche Geschlecht noch in vielen Fällen zu tragen pfleget. Daher die Florkappe, Trauerkappe, Bergkappe, Narrenkappe u.s.f.
Anm. In den meisten der obigen Bedeutungen im Schwed. Kappa, im Engl. Cap, im Ital. Cappa, im Böhm. Kape, im Lat. Capo, und im Griech. καππα. Es vereinigen sich drey aber im Grunde genau mit einander verwandte Begriffe in diesem Worte, nehmlich der Begriff des Obersten oder Äußersten, der Bedeckung, und der hohlen Gestalt, von welchen in den verschiedenen Bedeutungen bald der eine bald der andere der herrschende ist. S. Caftan, Capelle, Haube, Kapsel, Kopf, Koben, Kaue, und hundert andere mehr, welche insgesammt mit zu dessen Familie gehören.