Knappe, der

[1651] Der Knappe, des -n, plur. die -n, ein in dem gemeinen Sprachgebrauche der Hochdeutschen größten Theils veraltetes Wort, welches ehedem in folgenden Bedeutungen üblich war. 1. Eine jede junge Mannsperson, ein junger Mann; in welcher Bedeutung es im Niedersächsischen Knape lautete, und einen Jüngling bedeutete, in welchem Verstande auch Knabe ehedem üblich war. 2. In engerer Bedeutung, so fern jüngere Personen gemeiniglich den ältern dienen, oder zu gewissen Diensten verbunden sind, war Knappe, Nieders. Knape, eine jede der andern zu gewissen Diensten verbundene Person, ohne Unterschied dieser Dienste, indem es ehedem so wie Knecht von Dienern aller Art, von den vornehmsten bis zu den niedrigsten gebraucht wurde. Auf ähnliche Art bedeutet das Griech. παις und das Lat. puer so wohl einen Knaben, als auch einen Diener, ohne Rücksicht des Alters, und im mittlern Lateine wurden alle, andern untergeordnete Personen, Juniores genannt. Besonders war es in folgenden Fällen üblich. 1) Von einem jungen von Adel, welcher noch nicht Ritter war, sondern die Ritterschaft erst noch erlernete, die Jahre, so zu sagen, bey einem Ritter stand, dessen Waffen trug, und ihm in Gefechten Beystand leistete; ein Schildträger, Knecht, Edelknecht, im Engl. ehedem Knave, Knight, im Schwed. Knape, im Nieders. Knape, im mittlern Lat. Knapo und Famulus. In weiterer Bedeutung kommen auch die Dienstmänner, welche sich gegen ein Lehen zu gewissen Hofdiensten verbanden, und in noch weiterer Bedeutung alle männliche Personen von niederm Adel, in den mittlern Zeiten unter dem Nahmen der Knappen vor. S. Knecht. 2) Ein Gesell, bey verschiedenen Handwerkern, z.B. bey den Müllern und einmännischen Tuchmachern, deren Gesellen Mühlknappen, Tuchknappen, und auch nur Knappen schlechthin genannt werden. Auch bey den Leinwebern führen sie an einigen Orten diesen Nahmen, da denn auch wohl weibliche Personen, welche, so wie die Gesellen arbeiten, Knappinnen genannt werden.


Die Knappen die der Muile pflegen,

in der Parän. Tyrol.


Auch die Bergleute werden Knappen oder Bergknappen, und an einigen Orten auch die Arbeiter in den Salzkothen Salzknappen genannt. 3) Ein Knecht im heutigen Verstande, eine Person männlichen Geschlechtes, welche zu den niedrigsten häuslichen Diensten verbunden ist; in welchem Verstande das Wort Knape noch jetzt im Braunschweigischen üblich ist Angels. Cnapa, Schwed. Knape, Isländ. Knapa, im Engl. Knave. Im mittlern Lat. ist Chnapina eine Magd, und im Span. Ganapa ein Lastträger. Wegen der diesem Stande gemeiniglich anklebenden Laster heißt im Engl. Knave jetzt ein Betrieger, ein Schelm, so wie das Lat. Fur ehedem einen Knecht bedeutete.

Anm. S. Knabe, von welchem Worte es bloß durch die härtere Aussprache des b unterschieden ist; ingleichen Knecht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1651.
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