Kollern

[1694] Kollern, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle die Hülfswörter haben und seyn erfordert, und eine Nachahmung eines rollenden Schalles ist, aber von verschiedenen mit diesem Schalle verbundenen Veränderungen oder Handlungen gebraucht wird. 1) Von einem runden Körper, wenn er sich um seinen Schwerpunct wälzet, und sich auf solche Art fortbeweget, sagt man im gemeinen Leben er kollert oder kullert, mit dem Hülfsworte seyn; welches man in der anständigern Sprechart rollen nennet. Es wird alsdann auch active gebraucht. Eine Kugel fort kollern, einen Stein den Berg hinab kollern, sie in diese Bewegung setzen. Im Nieders. kullern und kurreln, im Schwed. kullra. Es druckt den Schall eines auf einer hohlen Fläche fortrollenden runden Körpers sehr eigentlich aus, und ist das in der Natur gegründete Iterativum von dem Griech. κυλεω, ich wälze, welches auch in dem Meklenburgischen kuhlen, und dem Hochdeutschen kugeln kenntlich ist. In Preußen ist daher Kuller eine runde Kugel, so wie auch das Slavonische kolo, rund, und das Hebr. גלל, wälzen, und unser Kugel selbst mit ihrem Geschlechte, hiervon abstammen. 2) Verschiedene ähnliche Arten des Schalles werden gleichfalls durch kollern und kullern, mit dem Hülfsworte haben, ausgedruckt. Die Wälschen Hähne kollern. Das Poltern der verschlossenen Winde in den Gedärmen heißt in Niedersachsen kollern. Wenn an einem Kunstzeuge in den Bergwerken etwas schadhaft wird, so daß die Maschine solches durch den Schall verräth, indem sie schlottert, so sagt der Bergmann, das Kunstgezeug kollert. Das Seil kollert, wenn es zerreißt, oder sich verschlinget. 3) Den Koller haben, am häufigsten von Thieren, und besonders von Pferden, im gemeinen Leben aber auch von Menschen, rasend, wüthend, unsinnig seyn; gleichfalls mit haben. Das Pferd kollert. David verstellte seine Geberden und kollerte unter ihren Händen, 1 Sam. 21, 13, d.i. er stellete sich unsinnig. Gleichfalls von dem damit verbundenen polternden Lärmen. Im Engl. ist Coil Lärmen, Zank. S. Gall und Gällen, welches einen schwächern, sanftern Schall ausdruckt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1694.
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