[1963] 1. Der Lêcker, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein in den vertraulichen Sprecharten, besonders Niedersachsens übliches Wort, einen lebhaften Grad einer sinnlichen Begierde zu bezeichnen. Der Lecker steht ihm darnach, er ist darnach lüstern. 2) Ein leckerer oder leckerhafter Mensch, der sich nur die schmackhaftesten Speisen zu verschaffen sucht. Noch mehr in weiterer und figürlicher Bedeutung, ein Mensch, welcher aus der Befriedigung seiner sinnlichen Begierden sein vornehmstes Geschäft macht. Ein junger Lecker. Gemeiniglich im verächtlichen Verstande, von einem Menschen, welcher nur sinnliche Vergnügungen ohne Wahl so wohl der Gegenstände als der Mittel sucht; in welcher großen Theils veralteten Bedeutung dieses Wort im Angels. Licera, im Engl. Licker, im alt Franz. Lichard, im Ital. Leccardo, im mittlern Lat. Leccator lautet, welche auch oft einen nichtswürdigen Menschen, einen Lotterbuben bedeuten. Bey dem Pictorius ist Leckerbube so viel als Lotterbube, in einer alten handschriftlichen Übersetzung der Bibel Leckerinen eine Hure, bey dem Altenstaig lickeren mit List faben, und im Flandrischen lak wollüstig, geil; daher es noch dahin stehet, ob es nicht, wenigstens in einigen Fällen, nicht[1963] so wohl zu dem vorigen lecker, als vielmehr zu lügen, belugsen, oder andern ähnlichen Wörtern gehöret. Gottsched glaubte, es käme von läcken, springen, her, und erklärte einen jungen Lecker durch einen jungen Springer.