Mauer, die

[114] Die Mauer, plur. die -n, Diminut. das Mäuerchen, Oberd. Mäuerlein, eine von Steinen aufgeführte Wand, sie bestehe nun aus Backsteinen oder aus Feldsteinen. Eine Mauer ziehen, führen, oder aufführen, d.i. machen. Ein Mauer um einen Ort ziehen oder führen, ihn mit einer Mauer umgeben, einschließen. Einen Graben mit einer Mauer füttern. Er stehet, wie eine Mauer, fest, unbeweglich. Daher die Brandmauer, Hausmauer, Vormauer, Feldmauer, Gartenmauer, Giebelmauer, Schiedmauer, Stadtmauer oder Ringmauer u.s.f. welche letztere in engerer Bedeutung oft nur die Mauer schlechthin genannt wird. Außerhalb der Mauer wohnen, der Stadtmauer. In Feuermauer bedeutet es den ganzen zur Abführung des Rauches gemauerten Canal.

Anm. Bey dem Ottfried Mur, bey dem Notker Mura, bey dem Stryker Moure, im Nieders. Müre, im Dän. Mur, im Schwed. Isländ. Wallis. Albanischen und Pohln. Mur, im Franz. Mur und Muraille, im Lat. Murus, welches das Stammwort, oder auch nur ein Seitenverwandter davon ist. Es scheinet ursprünglich den Begriff der Höhe, oder auch der Festigkeit, Dichtheit zu haben, und vermittelst der Endsylbe -er, von einem veratleten ma, hoch, tief, stark, u.s.f. abzustammen, wovon mit veränderten Endlauten auch Macht, mögen, michel, groß, mehr, Miethe, ein Haufen, Mast, Mastbaum, Matte, Materie und andere nicht mehr herkommen. Harte Mundarten werfen das e vor dem r weg, die Maur, und setzen es im Plural vor dem n, die Mauren. Maur, ein Mauritanier, S. an seinem Orte.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 114.
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