Mittag, der

[240] Der Mittag, des -es, plur. die -e. 1) Eigentlich, die Mitte des Tages, d.i. diejenige Zeit, zu welcher die Sonne am höchsten über dem Horizonte gesehen wird. Es ist Mittag. Es wird bald Mittag seyn. Zu Mittage essen. Drey Mittage hinter einander. Es geschahe am hellen Mittage. Figürlich in der höhern Schreibart, das muntere männliche Alter.


Mein Mittag ist dahin, der ohngefähr die Wage

Des kurzen Lebens hielt,

Can.


2) Diejenige Gegend des Himmels, in welcher die Sonne zu Mittage gesehen wird, und welche Mitternacht gegen über liegt, oder welche Morgen zur rechten, Abend aber zur linken Hand hat, ohne Plural; Süden. Gegen Mittag liegen, wohnen, reisen. Der Wind kommt von Mittag.

Anm. Dieses Wort ist aus dem alten Beyworte mitte und Tag, so wie Mitternacht aus eben demselben und Nacht zusammen gesetzt, daher die ältern Schriftsteller, wie Notker, Willeram, Stryker und die Schwäbischen Dichter es noch getheilt schreiben, mitten Tag, im Theuerdanke noch Mittentag, woraus endlich unser Mittag für Mittag zusammen gezogen worden, welches den Ton auf der ersten Sylbe behalten hat. Im Angels. Middaeg, im Holländ. und Nieders. Middag. Latein. Meridies. S. Mitte, Vormittag und Nachmittag.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 240.
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