[768] Der Pilger, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Pilgerinn, oder der Pilgrim, welches von beyden Geschlechtern gebraucht wird, des -s, plur. die -e. 1) * Ein Fremder, ein Ausländer, im Gegensatze eines Einheimischen, Inländers oder Bürgers; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Es habe der Bürger gesündiget oder der Bilgere, heißt es 3 Mos. 24, 16 in einer alten handschriftlichen Übersetzung der Bibel bey dem Frisch, wofür Luther hat: wie der Fremdling, so soll auch der Einheimische seyn. Indessen gebraucht Luther in andern Stellen das Wort noch in diesem Verstande. Denn ich bin beyde dein Pilgrim und dein Bürger, wie alle meine Väter, Ps. 30, 13. Ich ermahne euch als die Fremdlingen (Fremdlinge) und Pilgrim, (Pilgrime,) 1 Petr. 2, 11. Sie kauften einen Töpfersacker zum Begräbniß der Pilger, Matth. 27, 7. 2) In engerer Bedeutung, ein auf der Reise zu Fuß begriffener Ausländer, und in weiterm Verstande, ein jeder Reisender zu Fuß, ein Wanderer, bey dem Heinr. von Ofterdingen, ein Waller; in welchem Verstande es nur noch in der höhern und dichterischen Schreibart üblich ist.
Den Pilgram, welchen du siehst ausser Weges wallen
Und irrig gehn Wald ein,
Opitz.
3) In der engsten und üblichsten Bedeutung ist ein Pilger oder Pilgrim, besonders in der Römischen Kirche, derjenige, welcher aus Andacht zu entfernten gottesdienstlichen Orten reiset, oder wallfahrtet; im Oberdeutschen ein Wallbruder, eine Wallschwester.
Anm. Schon bey dem Kero in der ersten Bedeutung Pilgrim, im Schwabenspiegel Bilgerin, bey dem Stryker Pilgerein, im Schwed. Pelegrim, im Isländ. Piilagrimur, im Engl. Pilgrim, im Franz. Pelerin, im Ital. Pellegrino, Peregrino; alle aus dem Lat. Peregrinus und peregrinari, mit der sehr gewöhnlichen Verwechselung des r und l. Pilgrim hat seine letzte Sylbe[768] aus -grin verderbt; in der anständigern Sprechart gebraucht man statt dessen lieber Pilger.